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(c) Salzburger Nachrichten, Christian Heugl

Entstehung

In harten Zeiten entsteht ein neues Lied

Krieg, Naturkatastrophen, Hunger, Leid, Armut und Seuchen: „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ entsteht in harten Zeiten.

Auch die beiden Liedschöpfer Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber wachsen unter Gegebenheiten auf, die für Kinder und Jugendliche kaum schlimmer sein könnten: Französische Truppen, Besatzer und Gewaltverbrechen gehören zum Alltag. Die Eltern bangen täglich darum, ihre Kinder außer Haus zu schicken oder sie ernähren zu können. Und eine verheerende politische und wirtschaftliche Situation bietet wenig bis keine Zukunftsperspektiven. Die Menschen sind den Umständen hilflos ausgeliefert. Wer einen starken Glauben an Gott hat, kann sich daran aufrichten. Alle anderen verzweifeln und verlieren nach dem Vertrauen auch die Zuversicht. Vielleicht ist es gerade diese traumatische Situation, die die Menschen für ein neues Lied empfänglich macht. Wie ein kleines Licht in dunkler Nacht verbreitet es einen Funken Hoffnung und Wärme.

25.11.1787, Hochburg: Franz Xaver Gruber wird im Haus Unterweizberg 9 in dem kleinen Dorf Hochburg in Oberösterreich als fünftes von sechs Kindern in eine bäuerliche Weberfamilie geboren.

11.12.1792, Stadt Salzburg: Joseph Mohr wird als uneheliches Kind der Strickerin Anna Schoiber und eines Musketiers der fürsterzbischöflichen Garde in der Bischofsstadt Salzburg geboren und wächst in der Steingasse 31, in einfachen Verhältnissen auf.

1792 – 1815, Europa: Die Napoleonischen Kriege (Koalitionskriege) führen in Österreich und Bayern zu zwei Jahrzehnten voller Gewalt, Hunger und Entbehrungen.

8.10.1813, Ried im Innkreis: Mit dem „Vertrag von Ried“ wechselt das Königreich Bayern ins Lager der anti-napoleonischen Alliierten.

18.09.1814 – 09.06.1815: Der Wiener Kongress führt nach der Niederlage Napoleons 1814 zu einer Neuordnung Europas. Auch Salzburg, Tirol und Oberösterreich sind davon betroffen. Nach den jahrelangen Kriegszuständen ist das Leid der Menschen enorm, die Sehnsucht nach Frieden übergroß.

April 1815, Indonesien: Auf der Insel Sumbawa bricht der Vulkan Tambora aus. Eine Naturkatastrophe mit weltweiten Folgen, auch für Bayern und Österreich. Aufgrund der vorherrschenden Kälte im Frühjahr 1816 kommt es zu erheblichen Ernteausfällen und Hungersnöten. Seuchen verbreiten sich, Menschen sterben und Europa ist von einer ersten großen Auswanderungswelle betroffen.

18.06.1815, Waterloo (Belgien): Napoleon kehrt aus seinem Exil auf Elba für hundert Tage an die Macht zurück: Die Schlacht von Waterloo führt zu seiner endgültigen Niederlage.

14.04.1816, München: Der „Vertrag von München“ bringt das Ende der Spannungen zwischen dem Königreich Bayern und dem Kaisertum Österreich. Allerdings bedeutet er auch erhebliche Gebietsverluste für beide Seiten: Bayern gibt das Innviertel, das Hausruckviertel und das Amt Vils in Tirol an Österreich zurück. Die Gebiete der früheren Erzprobstei Berchtesgaden und der Rupertiwinkel hingegen verbleiben bei Bayern: Damit trifft es Salzburg besonders hart. Es kommt unter anderem zur Trennung der wohlhabenden Schifferstadt Laufen: Laufen mit der gesamten Verwaltung bleibt bayerisch, der Vorort Oberndorf kommt zu Österreich. Am 1. Mai 1816 wird an der fürsterzbischöflichen Residenz in Salzburg das bayerische Wappen gegen den österreichischen Doppeladler ausgetauscht: Salzburg gehört nach Jahren wechselnder Herrscher nicht länger zum Königreich Bayern.

1816, Mariapfarr: Der junge Salzburger Hilfspriester Joseph Mohr verfasst in dem Ort Mariapfarr ein Gedicht mit sechs Strophen. Es trägt den Titel „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.

24.12.1818, Oberndorf und Arnsdorf: Joseph Mohr – inzwischen Hilfspriester in Oberndorf – überreicht das Gedicht seinem Freund Franz Xaver Gruber. Dieser ist Lehrer im benachbarten Arnsdorf und Organist in Oberndorf. Dort herrschen vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege und neuen Grenzziehungen verheerende Zustände: Die Menschen sind hochverschuldet, haben kein Einkommen und leiden Hunger.

Joseph Mohr bittet Franz Xaver Gruber darum, das Gedicht zu vertonen. Dieser wird die Melodie in D-Dur später als Gelegenheitskomposition betrachten und ihr nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Noch am selben Abend wird das Lied am Ende der Christmette von den beiden zum ersten Mal gesungen: Die Melodie ist für zwei Singstimmen und Gitarrenbegleitung geschrieben.

Die Autographen

Von Joseph Mohr gibt es eine autographe (handschrifliche) Überlieferung des Liedes, von Franz Xaver Gruber sogar vier. Die Autographen sind im Salzburg Museum in der Stadt Salzburg bzw. im „StilleNachtMuseumHallein“ ausgestellt.

Stille naht Autograph
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