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Bergretter Balthasar

„Das kameradschaftliche Miteinander hat bei uns oberste Priorität.“

Rund 1.450 Bergretter*innen sind im Land Salzburg zu jeder Stunde einsatzbereit. Einer davon ist Landesleiter Balthasar Laireiter. Mit uns hat er über seine Funktion in der Rettungsorganisation gesprochen, für die er bereits seit 48 Jahren ehrenamtlich tätig ist – und er hat uns verraten, was ihn an der Bergrettung Salzburg auch nach einem halben Jahrhundert noch begeistert.

Seit Jahrzehnten im SalzburgerLand im Einsatz

Balthasar erzählt uns, dass er sehr jung – mit 22 Jahren – zur Bergrettung gekommen ist. Nach zwei Probejahren begann seine aktive Mitgliedschaft. Schon nach kurzer Zeit übernahm er die Ortsstelle Muhr, war 38 Jahre lang Ortsstellenleiter und 24 Jahre Bezirksstellenleiter im Bezirk Lungau. Drei Jahre hatte er außerdem die Position des Landesleiter-Stellvertreters inne. Vor mittlerweile sechs Jahren gab er dann all diese Funktionen ab und nahm die Wahl zum Landesleiter an:

Ich war schon immer sehr viel in den Bergen unterwegs, und es war mir stets ein sehr wichtiges Anliegen, Bergkamerad*innen zu helfen. 1971 wurde die Bergrettung in Muhr gegründet, 1972 bin ich von Großarl hierhergekommen, und 1974 gab es einen Moment, an dem für mich feststand: Wir haben hier eine kameradschaftliche Gruppe, die am Berg in Not geratenen Menschen wirklich hilft – und ich möchte ein Teil davon werden.

 

Übrigens: Hauptberuflich war Balthasar 41 Jahre lang Gemeindeamtsleiter in der Gemeinde Muhr. Seit neun Jahren genießt er seinen Ruhestand und kann sich voll und ganz der Bergrettung widmen.

Bergrettung Salzburg – eine anerkannte Rettungsorganisation

Die Bergrettung Salzburg verfügt über 43 Ortsstellen, die alle 119 Gemeinden des Landes abdecken. Sie ist ein eingetragener Verein und als anerkannte Rettungsorganisation im Salzburger Rettungsgesetz verankert. Einsätze müssen dementsprechend verrechnet werden, wobei die Einnahmen ausschließlich der Ausrüstung und Ausbildung zugutekommen. Alle Einsatzkräfte arbeiten ehrenamtlich und erhalten keinerlei Entschädigung. Das gilt auch für den Landesleiter.

Apropos Ausbildung: Die professionelle Ausbildung zum Bergretter und zur Bergretterin ist in vier Wochenkurse unterteilt. Sie umfasst die Themen Winter, Fels, Eis und einen alpinen Erste-Hilfe-Kurs.

 

Gut zu wissen: 2021 hatte die Bergrettung Salzburg insgesamt 599 Einsätze mit 474 in Not geratenen Personen, an denen 3.740 Einsatzkräfte in Summe 9.500 Einsatzstunden lang beteiligt waren. Hierunter fallen auch unterstützende Einsätze wie die Versorgung von Personen in Lawinengefahrensituationen oder bei Waldbränden. Gerade einmal fünf Prozent der Bergrettenden sind weiblich, wobei die Tendenz steigt. Zudem gibt es 32 Hundeführer*innen und eine 42-köpfige Canyoning-Gruppe. Bei Bedarf betreuen 45 psychologisch geschulte Peers die eigenen Einsatzkräfte nach schweren Unfällen und Einsätzen.

Was die Bergrettung einzigartig macht

Die Kameradschaft und ein gutes Miteinander haben bei uns oberste Priorität. Man muss sich vorstellen: Wir bergen Leute aus höchstgefährlichen Situationen. Zum Beispiel hängen an einem 11-Millimeter-Seil zwei oder drei Leute, 100 Meter in der Luft, die jemanden im freien Gelände abseilen müssen. Wenn man da nicht genau weiß, was der andere tut … Es braucht Vertrauen, sonst klappt das nie und nimmer.

Von schwierigen Einsätzen und lebensverändernden Momenten

Einer der schwierigsten Einsätze in Balthasars Karriere hat erst vor kurzem stattgefunden: „Ein Lawineneinsatz in Tweng mit drei Toten. Einfach eine Katastrophe. Wir waren mit 70 Leuten oben, jeder hat sein Bestes gegeben. Und man findet die Verschütteten, gräbt sie aus … und dann sind das Jugendliche, die keine Chance mehr hatten. Sie waren regelrecht in den Schnee einbetoniert. Selbst wenn man in Fällen wie diesen nicht mehr helfen kann, können wir die Personen zumindest befreien und zu ihren Familien bringen. Ich glaube, das ist sehr wichtig, damit die Angehörigen einen Abschluss finden können.“

Als wir ihn nach einem schönen Moment fragen, erinnert sich Balthasar an einen Einsatz vor 25 Jahren: „Eine Frau ist mit ihrer Familie auf einem hochalpinen Steig vom Oberen zum Unteren Rotgüldensee abgestiegen. Es hat leicht geregnet, sie ist ausgerutscht und konnte nicht mehr weiter. Die Tochter ist zur Hütte und hat uns alarmiert. Wir sind mit der Kurztrage aufgestiegen. Als wir beim Verlagern merkten, dass der Frau der Rücken weh tat, wussten wir, das ist gefährlich. Wir hoben sie äußerst sorgfältig mithilfe einer Decke und übergaben sie schließlich an den Notarzt.“

 

Er erzählt weiter: „Dann kommt einer zu uns und fragt, ob er uns auf eine Runde in die Hütte einladen darf. Ich wollte natürlich wissen, warum. Wie sich herausstellte, war er der neue Amtsarzt von der Bezirkshauptmannschaft Tamsweg. Wir waren lauter Ersthelfer, und ich wäre froh gewesen, wenn er uns geholfen hätte. Aber er meinte nur, er hätte auch nichts besser machen können, und wir hätten perfekt gearbeitet. Als ich die Frau am nächsten Tag im Krankenhaus besuchte, erfuhr ich, dass sie gerade so einer Querschnittslähmung entgangen war. Sie schrieb uns bestimmt noch fünf Jahre lang, ist in der Reha gewesen und konnte vollständig wiederhergestellt werden.“

Balthasar war in den vergangenen Jahrzehnten an 150 Bergrettungseinsätzen beteiligt und hat vielen Leuten geholfen. Es sind Momente wie diese, in denen man etwas zum Positiven bewegt, die ewig in Erinnerung bleiben.

Voraussetzungen, um dieses Ehrenamt auszuüben

In erster Linie übt jeder Bergretter und jede Bergretterin einen normalen Beruf aus. Geht ein SMS-Alarm über das Handy ein, kommt die Mannschaft jedoch sofort zusammen und rückt aus. Dabei ist der Einsatzablauf klar geregelt, wie uns Balthasar erzählt: „Es gibt zwei Einsatzleiter, einen im Tal und einen am Berg, die alles koordinieren. Der Einsatzleiter Tal schaut, wer kommt und dokumentiert, wer mit welchen Geräten in den Einsatz geht, damit man das jederzeit nachvollziehen kann. Oben gibt es wiederum den Einsatzleiter Berg, der alles einteilt. Der entscheidet, wo was gemacht wird.“ Die Details sind natürlich von Einsatz zu Einsatz verschieden – wenngleich es etwas gibt, das viele Ausrückungen der Bergrettung Salzburg gemeinsam haben:

Die Bergrettung ist immer dann im Einsatz, wenn sonst keiner mehr intervenieren kann. Wenn keine Flugunterstützung möglich ist, zum Beispiel bei Nacht oder Nebel. Überall dort, wo widrige Verhältnisse herrschen, rücken wir aus.

 

Das setzt vor allem zwei Dinge voraus – körperliche Fitness und Gewandtheit am Berg: „Jede*r, der/die bei uns ausrückt, muss ständig aktiv sein, Bergsteigen und Tourenski gehen können, mit freiem Gelände und Tiefschnee vertraut sein. Wir sind keine Organisation, die auf das Feiern aus ist, auch wenn wir im Sinne der Kameradschaft natürlich gern mal zusammensitzen.“

Wünsche für die Zukunft

Im heurigen Jahr finden Neuwahlen statt – und Balthasar wird mit großer Wahrscheinlichkeit noch einmal kandidieren. Seine Wünsche? Er hofft vor allem, dass die Organisation auch weiterhin auf sicheren finanziellen Beinen stehen wird. Ein wichtiger Teil der finanziellen Unterstützung ist die Fördereraktion: Für einen Beitrag von 28 Euro im Jahr sind Förderer*innen in diesem Jahr Bergekosten-versichert und somit im Falle eines Unfalls abgedeckt.

Warum es im SalzburgerLand am schönsten ist

Der gebürtige Großarler findet deutliche Worte, als wir ihn fragen, was ihm seine Heimat bedeutet. Er betont dabei insbesondere die Schönheit und Sicherheit des Landes:

Ich persönlich empfinde das SalzburgerLand als das schönste Land Österreichs, eigentlich sogar weltweit. Ich bin im alpinen Bereich schon weit gereist. Der Kilimandscharo zum Beispiel war immer so ein Traum. Es heißt, da muss man irgendwann mal oben gewesen sein. Aber ich war bitter enttäuscht. Ich bin hier heimisch und wirklich sehr glücklich, weil wir in einem schönen und sicheren Land wohnen dürfen, wo für alle Belange vorgesorgt ist.

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