Der Profibergsteiger Rudolf Hauser hat schon die höchsten Berge der Welt gesehen. Doch führt es ihn immer wieder zurück in seine Heimat, wo in der Vertikalen noch viele Herausforderungen darauf warten, von dem Gasteiner entdeckt zu werden.
Rudolf Hauser ist ein klassischer Spätberufener. Lange Zeit fanden die Berge rund um seine Heimat Gastein keine Beachtung. Skifahren war die einzige Leidenschaft bis in seine späten Teenagerjahre hinein. Die Zeit beim Bundesheer hat ihn den Bergen schließlich näher gebracht. Erst mit 19 Jahren begann er im Eis und Fels zu kraxeln. „Damals war das Klettern noch heroisch im Hochgebirge“, erinnert er sich zurück. Kletter- und Boulderhallen waren noch Zukunftsvisionen in den Köpfen einiger Verrückten.

Fanatismus in den Bergen
Er schloss schnell an seine Vorbilder an. Mit extremem Fanatismus und Willenskraft konnte er in kürzester Zeit mit den Besten dieser Zeit mithalten und es begann eine erste Phase von kühnen Klettereien und Erstbegehungen. Im Winter verbrachte er bis zu 90 Tage im Eis und trainierte für kommende Projekt. Eines seiner Meisterwerke war dann schließlich die Solobegehung (ohne Sicherung und Seil) der Route Supervisor im Gasteinertal – eine 270 Meter hohe Eiswand, die als einer der schwierigsten in Österreich gilt.

Vom Eis zum Fels
Schließlich fand er immer mehr gefallen am Felsklettern. Der ehrwürdige Albert Precht, eine leider schon verstrobene Legende in der österreichischen Kletterszene, war einer seiner Lehrmeister und Mentoren. So war es auch kein Zufall, dass Rudolf Hauser zwei Precht-Klassiker für eines seiner größten Meisterleistungen am Fels ausgesucht hat. Die zwei Touren, jeweils mit über 1.000 Meter Höhe, ging er ohne Absicherung an einem Tag. Dazwischen musste er zusätzlich eine Laufstrecke von 21 Kilometern bewältigen, um zu den Einstiegen zu kommen. „Die Fähigkeit, in gefährlichen Situationen mental stark zu bleiben, gehört zu meinen Stärken“, erklärt er. Ein Grund warum ihm solche Projekte bisher immer gut gelungen sind.
Herausforderung Patagonien
Die großen Berge der Welt gehören nicht unbedingt zu seinen primären Zielen – auch wenn er heuer beruflich den Mount Everest besteigen wird. Vielmehr sind es die Erstbegehungen schwieriger Wände, die ihn reizen. Besonders Patagonien hat es ihm angetan. Die raue Natur und die alpinen Herausforderungen im Süden Argentiniens lassen ihn immer wieder dorthin zurückkehren. Doch auch in der Heimat hat er noch einige offene Projekte.
Erstbegehung am Göll
Im Winter 2024 konnte er gemeinsam mit seinem Kletterparten Tobi Ebner eine Erstbegehung an der Göll-Ostwand machen. Die Route führt dabei über 1.800 durch Fels, Eis und Schnee. Nach 14 Stunden in der Wand, schafften sie den Ausstieg und gaben ihr den Namen „Now or Never“.
