Als Tal der Almen verspricht das Großarltal ein wahres Wanderparadies zu sein. Ob Anfänger oder erprobte Weitwanderer, Familien und Genussmenschen oder solche, die die sportliche Herausforderung suchen – sie alle sind im Großarltal, im Salzburger Pongau gut aufgehoben. Und auch wir haben unsere Rucksäcke gepackt und uns auf den Weg gemacht.
Der Wetterbericht verspricht Sonnenschein pur und wir beschließen, spontan eine paar Tage die Arbeit liegen zu lassen. Doch was fangen wir mit der freien Zeit an? Fahren wir ans Meer, machen wir einen Städtetrip oder wollen wir die Wanderschuhe schnüren und die Salzburger Bergwelt erkunden? Die Entscheidung fällt ehrlich gesagt nicht leicht. Als Sonnenanbeter, dem es auch bei über 30 Grad noch nicht zu heiß ist, liebe ich das Meer und den Strand einfach zu sehr. Doch meine Tochter hat die Magie des Gehens für sich entdeckt, also lasse ich mich – mit einem leisen Seufzer – davon überzeugen, die freien Tage in den Bergen zu verbringen.
Die passende Destination ist schnell gefunden, den Wandertipp für unsere erste Mehrtagestour bekommen wir vom Tourismusverband Großarl und dazu auch gleich die passende Wanderkarte. An Ausrüstung und Kondition mangelt es uns nicht, vorsorglich haben wir uns schon mit passendem Outfit ausgestattet und einige Male den Gaisberg, den Hausberg der Salzburger, bezwungen. Die Rucksäcke sind rasch gepackt – viel braucht man in drei Tagen ja nicht – und schon geht es los.
Tag 1: Von Großarl zur Ellmaualm
Nach einer entspannten Nacht in einer netten Pension in Großarl, starten wir am frühen Morgen direkt vom Ortszentrum aus. Unser erstes Etappenziel ist die Gerstreitalm auf 1.575 m. Nach einem ganz kurzen Stück auf Asphalt geht es durch den Wald bergauf und schon bald öffnet sich die erste sonnendurchflutete Almwiese vor unseren Augen. Und auch Kühe kreuzen unseren Weg oder besser gesagt, wir kreuzen ihren. Schritt für Schritt wandern wir unter deren neugierigen Blicken weiter.
Die nächsten Höhenmeter bis zur Saukaralm auf 1.850 m vergehen wir im Flug. Nachdem wir hier eine kurze Rast eingelegt und den Pferden und Schafen zugesehen haben, wie sie voller Freude ihr Almleben genießen, beschließen wir, einen kurzen Abstecher auf den ersten Gipfel zu machen, den Saukarkopf.
In der Zwischenzeit hat sich die Sonne verabschiedet. Der einsetzende leichte Regen macht das Durchqueren des Spatkars aber noch beeindruckender. Wir sind völlig alleine unterwegs und fühlen uns wie die Gefährten in Herr der Ringe – einfach magisch dieser Ort. Bei Nieselregen wandern wir also weiter zu den Trögseen. Dieser kleine Umweg von gut 15 Minuten zahlt sich auf jeden Fall aus, denn die kleinen Bergseen reihen sich wie ungleichmäßige Perlen aneinander und spiegeln die Wolken und die Hänge ringsum wider. Im Sommer sorgen sie für willkommene Abkühlung. Da in der Zwischenzeit wieder die Sonne herausgekommen ist, reicht es bei uns zumindest für ein erfrischendes Fußbad. Entlang des Salzburger Almwegs ist es von hier nicht mehr weit bis zu unserem ersten Hüttenquartier, der Ellmaualm. Als wir dort ankommen, werden gerade die Kühe zum abendlichen Melken in den Stall gebracht. Kaum zu glauben, wie lange wir unterwegs waren und wie schnell der Tag vergangen ist. Wir beziehen unser kleines Lager, genießen die Aussicht und lassen uns das großzügig belegte Käsebrot zum Abendessen schmecken. Selbstverständlich darf der typische Großarler Sauerkäse dabei nicht fehlen.
Tag 2: Vom Gründegg bis zur Filzmoosalm
Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Almfrühstück starten wir in den Morgenstunden los und nehmen den Gipfel des Gründegg (2.168 m) in Angriff. Nachdem in der Nacht ein kräftiges Gewitter durchgezogen ist, meint es der Wettergott heute gut mit uns. Statt Regenschutz ist die Sonnencreme gefragt. Nach dem Gründegg erklimmen wir gleich auch noch den Gipfel des nahen Rossfeldegg und wandern danach gemütlich über den Klaussattel.
Und auf einmal steht der da – der mächtige Draugstein mit seinen 2.359 m. Wir schauen uns an, sollen wir oder sollen wir nicht? Verlockend ist es schon, wenn der Berg schon so vor uns steht. Also gut – wir wagen es … Und werden belohnt. Nicht nur mit dem höchsten Gipfel unserer Wanderung, sondern auch mit einer grandiosen Aussicht und dem Gefühl, es geschafft zu haben. Denn ohne ist er nicht, der Draugstein. Vor allem im oberen Bereich ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig, dort erwarten uns sogar zwei seilversicherte Kletterstellen.
Mit ein wenig müden Füßen aber einem strahlenden Lächeln im Gesicht geht es über den Filzmoossattel hinunter zur Filzmoosalm, wo wir die zweite Nacht verbringen. Als zertifizierte Almsommerhütte, deren Produkte noch dazu mit dem SalzburgerLand Herkunfts-Zertifikat ausgezeichnet sind, werden wir auch mit herrlichen Almschmankerl verwöhnt. Zu Zweit beziehen wir ein Vierbettzimmer (in der Vorsaison ist eben doch noch nicht so viel los) und genießen es, die Beine auszustrecken.
Tag 3: Über das Filzmooserhörndl zurück nach Großarl
Am nächsten Morgen geht es durch den mystischen Zirbenwald hinauf zur Filzmooshöhe. Erstaunlicherweise spüren wir so gar keine Müdigkeit in den Beinen und genießen jeden Augenblick. In diesem Zirbenwald bekommt „Waldbaden“ eine ganz neue Bedeutung. Unglaublich, welche Kraft diese teils sturmalten Bäume ausstrahlen. Voller Elan stehen wir schon bald beim wunderschönen Gipfelkreuz der Filzmooserhöhe und nehmen von hier aus das Filzmooserhörndl (2.189 m ) in Angriff. Fast ein wenig wehmütig blicken wir zurück, auf die Strecke, die wir in den letzten Tagen zurückgelegt habe. Zu schön ist es hier im Großarltal oder besser gesagt im Ellmautal. Bevor wir allzu traurig werden, nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff und wandern über den Stangerstattel – inklusive Abstecher auf den Remsteinkopf – und die Bichlalm wieder zurück nach Großarl.
Und eines ist sicher: das wir nicht unsere letztes Mehrtagestour im SalzburgerLand gewesen sein.