Im Gespräch mit Christian Hemetsberger:
„Es war mir eine große Ehre, die Bauernherbst-Polka zu komponieren“
Der aus Köstendorf stammende Komponist ist selbst erst dreißig Jahre alt: Er studierte am Mozarteum Salzburg, ist Musiklehrer und Kapellmeister, hat mehrere Bands und ist vielseitig engagiert. Der Vater eines zweijährigen Sohnes sagt von sich selbst: „Musik bedeutet für mich, gemeinsam zu gestalten und zu erleben – ganz im Moment zu sein.“
Christian, „Auf zum Bauernherbst!“ heißt die Polka, die du für das 30-Jahr-Jubiläum komponiert hast. Wie kam es dazu und vor allem, wie kann man sich den Prozess des Komponierens vorstellen?
Zuallererst möchte ich betonen, dass ich mir mit dem Begriff des Komponisten etwas schwer tu: Etwas ganz Neues zu schaffen, ist in unserem Bereich wirklich schwierig, weil Tag für Tag zig neue Polkas und Märsche entstehen. Ich selbst habe bisher eine Handvoll eigener Werke geschrieben. Die Anfrage für die Bauernherbst-Polka erreichte mich Ende des Jahres 2024 und es gab nicht sehr viele Vorgaben. Aber das Stück sollte beispielsweise für eine Blasmusikkapelle und auch in kleiner Besetzung gut spielbar sein. Bei Blasorchester-Literatur gibt es verschiedene Einstufungen, die in Sachen Tonumfang, Rhythmus und Instrumentierung gewisse Eigenschaften vorgeben. Die Bauernherbst-Polka bewegt sich zwischen Stufe B und C, wobei D die höchste Leistungsstufe darstellt. Meine Herangehensweise war sehr intuitiv: ich habe mir mein Instrument geschnappt und viel herumprobiert. Die Entwürfe habe ich mit Kollegen wie Harald Eitzinger – einer der ersten, mit dem ich gemeinsam musizieren durfte – angespielt, besprochen und verfeinert. Wenn die Idee steht, geht die Instrumentation dann relativ schnell.
Musik erzeugt Emotionen und Bilder im Kopf: Von welchen Gefühlen und Ideen hast du dich beim Komponieren inspirieren lassen?
Der erste Teil der Polka ist sehr verspielt und spiegelt das Miteinander, die Frische und die Fröhlichkeit des Bauernherbstes wider. Im dritten Teil, dem sogenannten Trio, verändert sich die Stimmung: Die Melodie und die Töne bekommen mehr Platz, der Rhythmus wird einfacher. Ich persönlich mag es sehr gerne, wenn einmal nicht „zu viel passiert“ und man lange Töne und Phrasen mit viel Liebe ausschmücken kann. Wenn wir bei den Emotionen und Bildern bleiben, würde ich sagen, dass in diesem dritten Teil die Natur und der Herbst in den Vordergrund rücken. Das Trio erinnert möglicherweise daran, an einem herbstlichen See zu sitzen, den Wind zu spüren, das Wasser glitzern zu sehen. Jeder hört, spürt und erlebt Musik aber anders. Wenn es den Zuhörerinnen und Zuhörern so geht, dass sie sich von der Melodie in den Herbst verführen lassen, freue ich mich.
Eine Blasmusikkapelle besteht aus zig Musikerinnen und Musikern. Wie kann man sich die Instrumentation vorstellen?
Ganz grob besteht eine Blasmusikkapelle im deutschsprachigen Raum aus drei Instrumentengruppen: das sind die Holzblasinstrumente, die Blechblasinstrumente und das Schlagwerk wie Becken und Trommel. Zu den Holzblasinstrumenten zählen die Flöten, die Klarinetten, Oboe, Fagott, Saxophone etc. Zu den Blechblasinstrumenten zählen Hörner, Posaunen, Trompeten, Tuba und die Tenorhörner. Für jedes einzelne Instrument gibt es eigene Noten. Und sogar innerhalb der Instrumente gibt es Differenzierungen: So etwa haben die Klarinetten drei Stimmen. Ganz grob teilt man die Gruppen dann in Melodie- und Begleitinstrumente auf. Die Partitur der Bauernherbst-Polka hat 31 verschiedene Stimmen pro Notenblatt.
Uraufgeführt wird die Polka im Rahmen des landesweiten Eröffnungsfestes am 23. August 2025 in Dorfgastein. Wirst du selbst dirigieren?
Ob ich selbst dirigieren werden, weiß ich noch nicht. Aber ich werde in jedem Fall anwesend sein. Musik bedeutet für mich auch immer Unterhaltung. Musik hat viel mit Gemeinschaft zu tun und es ist mir eine große Freude zu sehen, wie viele Menschen mit der Bauernherbst-Polka in Berührung kommen, wie viele Menschen sie üben und spielen und wo sie aufgeführt wird. Das ist eine große Ehre für mich.
Du bist Lehrer am Musikum, Kapellmeister der Trachtenmusikkapelle Straßwalchen, Bezirksjugendreferent des Flachgauer Blasmusikverbands und leitest das Jugendblas-orchester Köstendorf. Wie steht es um den musikalischen Nachwuchs im SalzburgerLand?
Tatsächlich sehr gut! Am Musikum in Seekirchen etwa haben wir weit mehr Anfragen und Anmeldungen von interessierten Kindern als Plätze. Das Vereinsleben und die Blasmusik sind zu unserer großen Freude in der jungen Generation wieder enorm modern geworden. Festivals wie etwa das „Woodstock der Blasmusik“ und coole Bands tragen zu diesem Trend bei.
Wie kam es, dass die Musik in deinem Leben so früh eine so tragende Rolle einnahm?
Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater ist ein absoluter Vollblutmusiker und auch meine Geschwister sind alle sehr gute Musiker, folglich wurde und wird bei uns viel gemeinsam musiziert. Generell ist unsere gesamte Verwandtschaft extrem musikalisch. Es war mein Onkel Josef Glück, damals Kapellmeister in Köstendorf, der mich dazu überredete, ein Instrument zu erlernen. Für sein „lästig sein“ bin ich ihm heute noch sehr dankbar, denn ich war knapp zehn Jahre alt und eigentlich eher fußballverliebt. Dann ging es sehr schnell: vom ersten Flöten- und Tenorhornunterricht übers Musische Gymnasium bis hin zum Studium am Mozarteum, wo ich „Instrumental- und Gesangspädagogik Posaune“ mit Schwerpunkt Blasorchesterleitung studiert habe.
Mit knapp zehn Jahren hattest du schon eine Band, mittlerweile sind es einige mehr!
Ja, so ist es, die „Troadbodn Musi“ war unsere erste Band. Bis heute spielen wir noch gemeinsam zwei, drei Frühschoppen jedes Jahr. Die Cover-Band „Rondstoa“ gibt es mittlerweile seit über 13 Jahren: Wir sind auf unterschiedlichen Events wie Hochzeiten, Bällen und in Bierzelten unterwegs. Dann spiele ich noch bei einigen Gruppen und Ensembles wie „SaturdayNightFiver“ oder dem „Ensemble Alte Liebe“, wo wir es uns zur Aufgabe machen, deutsche Schlager der 1950er und 1960er Jahre live bestmöglich auf die Bühne zu bringen. Auch wenn ich mir das früher nie hätte vorstellen können, macht es mir eine Riesenfreude, Leute zusammenzubringen, Projekte und Konzerte zu organisieren und diese gegebenenfalls auch zu moderieren. Die Bühne ist für mich ein ganz wichtiger Ort geworden, der mir ein gutes Gefühl gibt. Ein Leben ohne Musik ist für mich mittlerweile unvorstellbar.