Sie sind einige der vielen Gesichter hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele, ohne die der reibungslose Ablauf des berühmten Festivals nicht möglich wäre. Die Chauffeure der Fahrbereitschaft der Salzburger Festspiele sorgen dafür, dass Künstler, Intendanten und Staatspersönlichkeiten trockenen Fußes und sicher an ihrem Bestimmungsort ankommen. Wir durften den Fahrern in der Hofstallgasse einige Frage zu ihrem Job stellen.
Aus der Ruhe bringt ihn so leicht nichts mehr, sagt Jürgen Müller. Der Disponent des Fahrdienstes der Salzburger Festspiele ist seit 17 Jahren in Amt und Würden. Außerhalb der Festspielzeit sitzt er auch selbst hinter dem Lenkrad, bringt Material von A nach B und selbstverständlich auch die Künstler, Staatspersönlichkeiten oder Intendanten von anderen Theaterstätten. „Ich mache meinen Job irrsinnig gern“, erzählt Jürgen. „Es ist einfach lässig, wenn man die Erfahrung macht, dass die Künstler im Auto privat nicht den Star spielen müssen. Wenn sie sich bei dir im Auto entspannen und einfach nur sie selbst sein können.“ Und natürlich ist man stolz, sagt Jürgen, wenn man in der Festspielstadt an der Kreuzung steht und einen Star auf der Rückbank sitzen hat. Da besteht die Herausforderung für Jürgen dann auch darin, die Privatsphäre des Künstlers oder der Staatspersönlichkeit zu schützen, wenn sie beim Festspielhaus ein- oder aussteigen.

Umsichtigkeit, Flexibilität und Diskretion sind essenziell
In den Monaten Juli und August, wenn ganz Salzburg im Festspielfieber schwelgt, dann ist Jürgen Müller für die Organisation des Fahrplanes verantwortlich. Bereits im Juni kommen die Vor-Avisos hereingetrudelt, erzählt uns Jürgen. Seine Hauptaufgabe ist es dann, den Plan für alle Fahrer zu machen, für den ganzen Sommer. Wobei keinesfalls immer alles nach Plan läuft. „Kurzfristige Änderungen passieren immer wieder, darauf müssen wir vorbereitet sein“, sagt Jürgen. „Wenn zum Beispiel ein Künstler spontan am nächsten Tag zum Mittagessen in ein bestimmtes Lokal gefahren werden möchte. Dann planen wir schnell um und organisieren uns neu.“ Flexibilität ist also wichtig im Job von Jürgen Müller. Es muss immer wieder auf Zuruf gearbeitet werden. Wir fragen nach, was seine Fahrer auszeichnet, welche Kriterien man erfüllen muss, um die Festspiel-Hautevolee fahren zu dürfen. „Ich schau mir alle Fahrer vorher genau an, mache mit ihnen Probefahrten“, erzählt Jürgen. „Ein zu sportlicher Fahrer bekommt bei uns keinen Job – für uns ist Umsichtigkeit beim Fahren wichtig. Auch ein guter Orientierungssinn ist für die größeren oder kombinierten Touren essenziell“, so Jürgen. Ein gepflegtes Äußeres und einwandfreie Manieren werden sowieso vorausgesetzt. Und Diskretion – die ist besonders wichtig und sollte jeder Fahrer mitbringen, ergänzt Julia.

Der Star auf der Rückbank
Julia ist die einzige Chauffeurin im Team von Jürgen Müller. Sie arbeitet seit insgesamt sieben Jahren bei den Salzburger Festspielen mit, dieser Sommer ist ihr dritter in der Fahrbereitschaft. Ihren exklusiven Sommerjob mag sie sehr, erzählt uns die Studentin. „Ich bin gebürtige Salzburgerin und zum Studieren nach Wien gegangen. Im Sommer komm ich wieder zurück nach Salzburg und bin als Fahrerin im Einsatz. Der Job ist sehr fein, wir sind ein gutes Team mit sehr netten Kollegen“, erzählt sie. „Außerdem ist es immer wieder schön, Leute kennenzulernen, die man sonst nicht treffen würde. Und mit ihnen zu plaudern, wenn sie das möchten.“ Wen sie denn schon alles gefahren hat, wollen wir wissen. Da schmunzelt Julia – alles darf sie natürlich nicht erzählen. Berufsgeheimnis. Aber eine ihrer prominentesten Fahrgäste war Anna Netrebko, sagt sie. „Das ist schon toll, wenn dieser Opernstar dann im Auto neben einem sitzt“, sagt Julia.

Entspannter Fahrer, entspannter Fahrgast
Acht Leute sind im Team von Jürgen Müller, das in ganz Europa unterwegs ist. Hauptsächlich sind es Studenten zur Verstärkung im Sommer, wie Nic, den wir kurz vor seinem Einsatz fotografieren dürfen. Aber auch zwei fix angestellte Mitarbeiter zählen zum Team. Das Pferdestärken-Team besteht aus vier Audi A6 Kombis und drei Audi Q7 – das Unternehmen sponsert die Salzburger Festspiele bereits seit 1995. „Es ist wirklich toll, dass Audi uns jährlich zusätzliche sieben Autos zur Verfügung stellt. Wenn die Fahrer das erste Mal im Auto sitzen und einen Künstler abholen dürfen, sind die meisten schon nervös“, erzählt uns Jürgen. Das lege sich aber relativ rasch, sagt er, es wird schnell zur Routine. Und dann ist es manchmal auch am Fahrer, seinen Fahrgast mit einer entspannten Ausstrahlung zu beruhigen. „Besonders vor den Aufführungen sind die Künstler oft in sich gekehrt, manchmal auch angespannt. Wenn man sie hingegen vom Flughafen abholt und ins Hotel bringt, ist ein Gespräch leichter und in den meisten Fällen auch gewünscht.“

80.000 km = In zwei Monaten wie zweimal um den Erdball
Was denn sein bisher schönstes Erlebnis war, fragen wir Jürgen Müller. „Das kann ich so gar nicht sagen“, lacht er, „es gab schon viele tolle Erlebnisse. Aber eines, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war, als ich Gerard Depardieu fahren durfte. Wenn da ein weltberühmter Kinostar neben dir im Auto sitzt, das ist schon super großartig.“ Aber auch was die Destinationen betrifft, die die Fahrer der Salzburger Festspiele bereisen, um Künstler abzuholen oder hinzubringen, hält dieser Job viel mehr bereit als der durchschnittliche Studentenjob. „Wir fahren in diesen zwei Monaten 80.000 km, quasi wie zweimal um den Erdball“, lacht er.
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