Um Lavendel in voller Blüte zu sehen, muss man nicht zwingend in die Provence reisen. Bei einem Besuch bei Michael und Sabrina vom Furtlegg-Gut in Radstadt erfährt man im Rahmen einer Führung alles über den Bergbauernlavendel.
Bei Radstadt geht es hinauf Richtung Rossbrand. Hier auf 1.200 Meter befindet sich rechterhand eine kleine Holzhütte, von der aus der Weg hinein zum Furtlegg-Gut abbiegt. Das ist das Reich von Michael Warter und seiner Lebenspartnerin Sabrina Magler. Das Gut befindet sich seit 1721 im Familienbesitz und wird mittlerweile in achter Generation bewirtschaftet. Seit dem Jahr 2016 baut der innovative Bio-Bauer Lavendel auf seinen Feldern an – mit Erfolg!

Die Pongauer Provence
Wer jetzt allerdings eine kleine Provence im Pongau erwartet, darf nicht enttäuscht sein, denn der Bergbauernlavendel ist kleiner und blüht später. Er hat sich seinem Standort angepasst, muss sich aber keineswegs verstecken. Denn um so hoch oben zu überleben, muss er sich besonders anstrengen. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb entwickelt das duftende Kraut genug Wirkstoffe, und dies in nur kurzer Zeit. Das macht den Bergbauernlavendel vielleicht sogar noch interessanter.
Wenn der Lavendel blüht, duftet der ganze Hang!
Lavendelbauer Michael Warter
Über 2.200 Stück Lavendel hat Bio-Bauer Warter bereits angesiedelt. Den Anfangsbestand musste er natürlich zukaufen, was in Bio-Qualität gar nicht möglich war. Daher hieß es erstmal zwei Jahre warten, bis sein Lavendel zum Bio-Bestand zählen durfte. Seither hat er seine Stecklinge selbst gezogen und zeigt seinen Besuchern auch gern wie das funktioniert.
Den Lavendel in den Pongau geholt
Grundsätzlich war der Hof von Familie Warter ein klassischer Grünlandbetrieb mit Viehhaltung. Zunächst lag der Schwerpunkt auf der Milchwirtschaft, danach kam die Umstellung auf Mutterkuhhaltung und Fleischproduktion. Doch Michaels Innovationsgeist hat schließlich den Weg in eine gänzlich andere Richtung vorgegeben.
2015 las der Bio-Bauer in einer Tageszeitung über den Anbau von Lavendel in Frankreich und die Probleme der Lavendelbauern in der Provence. Er erkannte, dass sein Bauernhof vorteilhafte Voraussetzungen haben müsste, um in den Lavendelanbau einzusteigen. Da auch in Frankreich der Lavendel ab 1.000 Meter angebaut wird, stellte sich Michael Warter schnell die Frage: „Warum also nicht den Lavendel in den Pongau holen.“ Der Standort von Michaels Hof schient von Anfang an ideal zu sein: sonnige Südlage, Reizklima, eher steiniger Boden und wenig Staunässe. All diese Faktoren wirken sich positiv auf die Inhaltsstoffe aus. So kaufte er sich die ersten 150 Pflanzen und begann zu experimentieren. Er richtete verschiedene Probeflächen ein, von nackter Braunerde über geringen humosen Boden bis zu humosen Boden, um zu sehen, wie sich das Wachstum und die Winter-Härte bei verschiedenen Bedingungen entwickelte.

Nach und nach wurde Michaels Vision Wirklichkeit. Heute leben nur noch ein paar Kühe auf dem Hof, sowie zwei Schweine und ein paar Wachteln. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf dem Lavendel. Über 2.200 Lavendelstöcke sind derzeit gepflanzt. Man hat sich bewusst für die Sorte Lavandula angustifolia, den „echten“ Lavendel entschieden. Dieser gilt als sehr robust und winterhart, er soll Temperaturen bis zu Minus 20 Grad standhalten. Auch wenn der Ertrag geringer ist als beim Lavandin, eine Hybridzüchtung, welche gerne in Frankreich angebaut wird, sind seine Inhaltsstoffe um Vieles wertvoller.
Erntezeit bei Sonnenzeit
Neben dem echten Lavendel findet man am Furtlegg-Gut auch noch den Speiklavendel, der vor allem in Duftsackerln Verwendung findet. Geerntet wird im Juli und August, abhängig von Wetter und Blütenstand. Dies erfolgt im Übrigen per Hand und Sichel. Am besten wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht, also von 11 bis 14 Uhr. Jedenfalls unbedingt bevor sich die Blüte komplett geöffnet hat.
Die Lila.Reise
Jeden Freitag im Juli & August findet bei Michael und Sabrina die „Lila.Reise“ in Radstadt statt. Hier können Besucher:innen das Lavendelreich kennenlernen und gemeinsam mit den Bio-Bauern erkunden. Bei der Lavendelführung zeigt Michael auch genau, wie man den Lavendel vermehrt und gibt wertvolles Wissen mit auf den Weg. Wer mag, darf auch mitmachen. Mit dem richtigen Werkzeug ausgestattet, werden zuerst die Stecklinge zurechtgeschnitten und danach mit, in Wasser geweichtem, Moos umwickelt. In einen kleinen Topf kommt die Erde, die gut angepresst werden muss. Mit dem Pikier-Steckerl wird ein Loch hineingebohrt, in welches dann der mit Moos umwickelte Lavendel-Steckling hineingesteckt wird. Michael zeigt jeden Schritt vor. Es ist ihm sehr wichtig, die Lavendelstöcke selbst zu ziehen. Das bedeutet zwar mehr Arbeit, aber so kann er sicher sein, dass seine Pflanzen alle in gewünschter Qualität wachsen.
Hofladen und Online-Shop
Nach der Führung dürfen die feinen Lavendel-Produkte wie Salz, Sirup, Essig und Gelee verkostet werden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann die Köstlichkeiten im Hofladen gleich mitnehmen. Neben dem kulinarischen Lavendelgenuss findet man hier auch die klassischen Duftsackerl und wertvolle, handgesiedete Seifen. Das selbsternannte Ziel von Michael und Sabrina ist es übrigens, in einigen Jahren ihr eigenes ätherisches Lavendelöl mithilfe von Wasserdampfdestillation herzustellen.
Wer später zu Hause Sehnsucht nach dem Bergbauernlavendel bekommt, muss nicht traurig sein, denn seit kurzem gibt es auch einen Onlineshop, wo man sich den Pongauer Lavendel in verschiedensten Formen nach Hause bestellen kann. (Achtung: Es gilt – nur so lange der Lavendel reicht….!)

Aus Lavendel lässt sich natürlich auch allerhand zuhause zaubern, tolle Rezept-Ideen gibt es bei Anke, wie zum Beispiel diesen Blütenzucker.
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