Fotograf Daniel Roos präsentiert zwei seiner Lieblingsetappen des Pinzgauer Weitwanderwegs in traumhaften Fotos.
„A gscheida Hatscha“ – das Pinzgauer Synonym für das boomende Weitwandern. Bei dieser 393 Kilometer langen Route durch sechs Pinzgauer Regionen findet man auf 15 Etappen und 9.000 Höhenmetern alles, was das Wander-Herz begehrt: sanfte Grasberge mit blumenbesetzten Almen, schroffe Felsen zum Kraxeln mit Weitblick und wasserreiche Klammen und klare Flüsse. Der „Pinzga Hatscha“ hat dies alles im Rucksack und stellt je nach Etappe erfahrene Weitwanderer vor Herausforderungen, lacht aber auch Einsteiger und Familien an. Die Silberdistel auf den Schildern weist den Weg.
Übersichtskarte Pinzga Hatscha
Daniel Roos hat den Pinzga Hatscha gemeinsam mit Freunden schon letztes Jahr unter die Bergschuhe genommen. Etappenweise, denn der in Hinterglemm lebende Fotograf war nur bei bestem Wetter mit der Kamera unterwegs, um die schönsten Ecken dieser Weitwanderung einzufangen. Eine ausblickreiche Abwechslung bieten diese Etappen zwischen Salzburger Saalachtal, Saalfelden Leogang, Region Hochkönig, Maishofen, Viehhofen und Saalbach Hinterglemm. Daniel Roos nimmt die SalzburgerLand Magazin-Leser mit diesen Bildern mit auf zwei seiner Highlight-Etappen – geprägt von wasserreichen Talregionen, karger Felswüste und sanften grünen Almen.
Etappe 3: Almleben und Fels
Von Weißbach bei Lofer bis zum Ingolstädter Haus
Die Etappe Nummer 3 startet Daniel Roos gemeinsam mit dem Hinterglemmer Holz-Künstler Herbert „Schnitza“ Aschaber im Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer. Und zwar mit einem gemütlichen Cappuccino im Genussladen „Oafoch Guat“. Dank dem Almwandertaxi, das die beiden später direkt hinauf zur Kalbrunnalm bringt, wird der Aufstieg nämlich um ganze 1,5 Stunden verkürzt. „Diese Abkürzung darf man sich ruhig gönnen, vor allem, wenn man wie wir für den Abend noch einen Bonus-Gipfel geplant hat“, lacht Daniel Roos und ergänzt: „Außerdem hatten wir so noch genug Zeit für einen Besuch bei der Käserei auf der Kalbrunnalm, wo wir uns mit Käse für die Gipfeljause eingedeckt haben.“ Die Kallbrunnalm ist die größte Gemeinschaftsalm im Naturpark Weißbach und wird von 14 Salzburger und 16 Bayerischen Bauern bewirtschaftet. Von hier aus macht man dann entlang des Dießbachstausees seine ersten Höhenmeter, wie Daniel Roos beschreibt: „Entlang des Sees geht es bergauf, bergab und so hat man am Ende des Sees schon fast 300 Höhenmeter absolviert. Danach wandert man entlang des Zuflusses langsam bergauf – den Stausee immer im Blick. Ein kleiner Abstecher zu einem Wasserfall lohnt sich, um sich ein letztes Mal abzukühlen. Wichtig bei dieser Etappe ist ohnehin, an gut gefüllte Wasservorräte im Rucksack zu denken, denn weiter oben im Fels kommt man an keinen Wasserstellen mehr vorbei.“
Zwei Stunden – Zwei Welten
Nach dem satten Grün der Kalbrunnalmen ist man in nur zwei Stunden Wanderzeit in einer gänzlich anderen Welt gelandet, wie Daniel Roos meint: „Vom Wasserreichtum und sanften Grün der Almen ist nach rund 900 Höhenmetern hier nichts mehr zu spüren. Karger und schroffer Fels bildet rund um die 100 Jahre alte DAV-Schutzhütte Ingolstädter Haus, am Fuße des Kleinen Hundstod das Terrain. Weil dank des Almwandertaxis vor unserer Einkehr auf der Hütte noch Zeit für einen Abstecher bleibt, nehmen wir die Schindelköpfe als Bonus-Gipfel für die heutige Etappe mit. Mit genialer Aussicht ins Saalfeldener und Zeller Becken vom Gipfelkreuz auf 2.354 m schmeckt der im Rucksack mitgebrachte Kalbrunnalm-Käse gleich nochmal so gut.“
Übernachtung am Ingolstädter Haus
Bevor es allerdings zur Übernachtung ins Matratzenlager oder eines der Zimmerlager geht, wird erst einmal gut gespeist. Der junge Wirt Michael Millinger sorgt mit seinem Team auf 2.119 m für kulinarischen Hochgenuss – auch Veganes und Glutenfreies findet sich auf der Karte. „Gröstl, Linsensuppe und Kaiserschmarrn – garniert mit einem wirklich spektakulären Sonnenuntergang – da füllen sich die Akkus fast wieder von selbst“, schwärmt der Fotograf. „Die Lage der Hütte auf dem Felsgrat macht sie zu einem idealen Standpunkt für Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangsbilder. Wir sind am Morgen der 4. Etappe schon sehr zeitig raus aus dem Matratzenlager, um als „Frühstückshäppchen“ den Gipfel des Kleinen Hundstods zu erklimmen. Mit etwa 25 Minuten zügiger Gehzeit lässt sich dieses lohnende Gipfelglück für Frühaufsteher durchaus in die Tagesetappe inkludieren. Begleitet von den Trompetenklängen von Wirt Michael Millinger aus St. Martin, ein leidenschaftlicher Musiker, steht für die Wanderer nach dem Kleinen Hundstod die Überquerung des Steinernen Meeres am Tagesprogramm.
Etappe 4: Schroffer Fels im Steinernen Meer
Vom Ingolstädter Haus bis Maria Alm
Relativ flach geht es durch die Steinwüste über Felsformationen und durch Senken. „Schroff, karg, alpin – und irgendwie ähnelt dieses Hochplateau wirklich einem Meer mit versteinerten Wellen. Ein paar Gämsen beobachten uns neugierig, während wir den etwa sechs Kilometer langen Weg Richtung Riemannhaus zurücklegen. Es lohnt sich, bis in den Hochsommer mit dieser Etappe zu warten, denn auf dem Felsplateau halten sich hartnäckig Schneefelder.
Der Blick schweift zurück über das Steinerne Meer, wo man die Überschreitung zum Königssee machen kann. Hier sieht man in der Ferne den Watzmann und über Saalfelden blicken wir über den Zeller See bis zum Kitzsteinhorn. Ein wunderbarer Übersichtspunkt für den Pinzga Hatscher, da von hier aus viele Etappen, bis hinein in die Region Hochkönig, gut sichtbar sind. Wer noch mehr Gipfel entlang der Route – wie zum Beispiel den Großen Hundstod und das Breithorn – mitgenommen hat und eine Übernachtung auf dem Riemannhaus eingeplant hat, kommt in den Genuss eines traumhaften Sonnenuntergangs, der die Felsen rot leuchten lässt. Daniel Roos erklärt: „Wer aber wie wir noch das Tal erreichen will, steigt über die Ramseidner Scharte nach Maria Alm ab. Hinab ins Tal führt ein steiler, teils seilversicherter Steig, der etwas Trittsicherheit erfordert. Wem hier schon die Beine wehtun, der holt sich am besten telefonisch ein Bergtaxi zum Parkplatz. Denn der „Pinzga Hatscha“ macht am unteren Abschnitt, nämlich auf der langen Forststrasse, die aus der Sandten hinunter nach Maria Alm führt, seinem Namen alle Ehre. Dafür versöhnt uns das wunderschöne Ortszentrum von Maria Alm mit dem langen Abstieg. Ein kühles Aprés-Hike Bier auf einer der sonnigen Terrassen mit Blick auf die Steinberge, die im Abendlicht erglühen. Das macht dann schon wieder Lust auf die nächsten Etappen am Pinzga Hatscha.“