© Unterwimmhof Wagrain

Zum Nachmittagstee im Gartenparadies

Zu Besuch bei Grete Steinbacher am Unterwimmhof in Wagrain

Grete Steinbacher vom Unterwimmhof in Wagrain-Kleinarl hat in den letzten zwölf Jahren einen Garten angelegt, der einem wahren Paradies für Menschen, Tiere und Pflanzen gleicht. Anleitung dafür hatte sie keine: Sie folgte ihrer Intuition und ist davon überzeugt, dass der grüne Daumen ganz von alleine kommt, wenn man nur genügend Zeit in und mit der Natur verbringt. Wer sich erste Inspirationen holen möchte, der meldet sich bei ihr zum „Afternoon Tea in the Alps“ an.

Der Unterwimmhof liegt am Kirchboden, der Sonnenterrasse von Wagrain: Gäste des Nichtraucher-Bauernhofes kommen in den Genuss eines köstlichen Verwöhnfrühstücks sowie einer familiären Atmosphäre voller Ruhe und bäuerlicher Tradition. Und natürlich des wunderbaren Gartens, in dem wir uns mit Grete Steinbacher zum Afternoon Tea getroffen haben.

Frau Steinbacher, Ihr Garten ist wohl das, was man ein kleines Paradies auf Erden nennt. Wie sind Sie zur Gärtnerin geworden?
Eigentlich ganz unverhofft, wobei ich es schon als kleines Mädchen geliebt habe, über die Wiesen zu spazieren und einfach nur die Wildblumen wie Glockenblumen und Margeriten zu betrachten. Meine ersten vierzig Jahre hier in Wagrain waren meiner Familie gewidmet, der Zimmervermietung, der Landwirtschaft, den eigenen Kindern und den Gästekindern. Der Garten war vor allem ein Spielplatz für alle. Irgendwann waren unsere Kinder erwachsen und aus dem Haus, für die Enkelkinder reichte eine Schaukel. Und plötzlich hatte ich da ein riesengroßes Grundstück zur Verfügung, das nur darauf zu warten schien, dass ich ihm meine ganze Aufmerksamkeit schenkte.

Aber man wird ja nicht von einem Tag zum anderen eine professionelle Gärtnerin, oder?
Nein, und das braucht es auch nicht: Ich arbeite total intuitiv und aus dem Bauch heraus. Ich hatte beim Anlegen des Gartens weder einen Plan noch eine Anleitung. Ich habe alles gepflanzt, was mir gefallen hat und was zum Klima hier in Wagrain auf über 800 Höhenmeter passt: große Pflanzen, Blumen, viele Stauden und auch Bäume.

Woher nahmen Sie die Inspiration?
Ich habe vor über zehn Jahren begonnen, regelmäßig Gartenreisen zu unternehmen und auf diese Weise viele wunderbare Gärten gesehen: von der Südsteiermark über Holland bis nach England. Vor allem in England haben mich die traumhaften Gärten beeindruckt, die von Frauen angelegt wurden, etwa Vita Sackville-Wests Sissinghurst. Es hat mich fasziniert, dass viele Frauen mit ihren Gärten der Nachwelt ein richtiggehendes Erbe hinterlassen haben. Das hat mich inspiriert, wobei ich mir nichts abgeschaut habe, sondern meinen ganz eigenen Weg gegangen bin.

Ist so ein großer Garten nicht unheimlich aufwändig und mit ganz viel Arbeit verbunden?
Ich bin in Taxenbach aufgewachsen und meine Mutter hat immer gesagt: ‚Ein Garten muss produktiv sein.‘ Sie hat vor allem Gemüse für die Familie angebaut und als Kind habe ich das als unheimlich viel Arbeit empfunden. Heute sehe ich das anders: Die meiste Arbeit habe ich im Frühling und im Herbst, dazwischen lasse ich die Natur für mich arbeiten. In meinem Garten geht es wunderbar wild und kunterbunt zu: Hier dürfen auch Gänseblümchen auf dem Rasen wachsen. Den Rasenmäher verwende ich nur, um Wege in die Wiese zu mähen, denn ich möchte den Bienen, Hummeln und allen anderen Insekten einen Lebensraum bieten. Hier darf alles mitwachsen und ich achte nur darauf, dass nicht ein Kraut – etwa die Brennnessel – überhandnimmt.

Braucht man einen grünen Daumen, um so eine leidenschaftliche Gärtnerin zu sein?
Einen Bezug zur Natur sollte man in jedem Fall haben. Meine große Liebe galt immer schon den Bäumen und ich habe einen engen Bezug zum Wasser und allen Lebewesen, seien es Tiere oder Pflanzen. Ich spreche auch mit ihnen und wenn ich mit der Gießkanne durch den Garten gehe, habe ich manchmal das Gefühl, als würden mich genau jene Pflanzen rufen, die Wasser brauchen. Außerdem rette ich Pflanzen, die etwa in den Gärtnereien weggeworfen werden. Sie gedeihen bei mir hier dann wieder ganz prächtig.

Was lieben Ihre Gäste vor allem im Garten?
Das sind zum einen die vier Hängematten, die wir im Sommer zwischen den hohen Stauden aufhängen. Dadurch ergibt sich ein wunderbares Mikroklima und sogar an den heißesten Tagen lässt es sich in unserem Garten gut aushalten. Und dann natürlich mein „Afternoon Tea in the Alps“, zu dem sich jeder anmelden kann, der einen lauschigen Nachmittag in unserem Garten verbringen möchte. In England werden Privatgärten für die Öffentlichkeit geöffnet: Diese Idee, in Verbindung mit dem traditionellen Afternoon Tea, hat mir richtig gut gefallen. Und so serviere ich zum Nachmittagstee selbstgebackenen Kuchen und Tee – etwa aus der eigenen Gartenminze. Meine Gäste sitzen dann auf meiner geliebten „Sissinghurst“-Bank und genießen die Idylle.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie mit Ihrem Garten der Nachwelt auch ein Stückchen Natur hinterlassen?
Es ist mir wichtig, dass meine Enkel einen Bezug zur Natur bekommen. Sie lernen so ganz spielerisch, welche Pflanzen und Tiere in einem Garten leben und welche Aufgaben jedes einzelne Lebewesen übernimmt. Sie mögen die Bienen genauso gerne wie die Regenwürmer, die sie ganz vorsichtig im Garten verteilen, damit auch jedes Eckchen gut von ihnen bearbeitet wird. Sie haben einen Bezug zum Gemüse und den Beeren und wissen, dass einer Ernte erst die Aussaat und eine gute Pflege vorausgeht. Wenn meine Enkel eine Zeichnung von mir anfertigen, dann malen sie mich mit Gummistiefeln und Schubkarre. Dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.

Was raten Sie interessierten Menschen, die mit dem Wunsch liebäugeln, einen eigenen Garten anzulegen?
Ganz einfach: Nicht lange überlegen, einfach tun! Der eigenen Intuition folgen und der Natur vertrauen. Je mehr man in und mit der Natur arbeitet, umso größer wird die Verbindung zu ihr.