Die Botschaft des heurigen Adventsingens lautet: „Fürchte dich nicht!“ – und genau diese Botschaft soll
das Publikum nach der Vorstellung im Großen Festspielhaus in Salzburg mit nach Hause nehmen. Wer das Adventsingen schon einmal besucht hat, wird sich sicher sein, dass dieses Vorhaben auch gelingen wird.
Seit nunmehr 75 Jahren (plus zwei Coronabedingten Pause-Jahren) läutet das Adventsingen in Salzburg die Vorweihnachtszeit ein. So stehen auch heuer zwischen 1. und 17. Dezember 15 Aufführungen auf dem Programm, die wieder rund 36.000 Gäste aus 48 Ländern der Welt auf Weihnachten einstimmen und – was vielleicht noch wichtiger ist – eine weihnachtliche Botschaft vermitteln werden. „Fürchte dich nicht!“ ist eine Botschaft, die viele Menschen in der heutigen Zeit mehr als gut brauchen können. „Das Werk, in dem wir christliche Traditionen mit der jüdischen Kultur und dem Talmud verbinden, ist sehr aktuell“, so Gesamtleiter Hans Köhl. „Mir ist es wichtig, mit dem Werk zu zeigen, wie gut sich beide Religionen eigentlich in Einklang bringen lassen. Wir weisen dem Publikum eine Verbindung vom biblischen Geschehen zum Heute – dieses Hoffnung und Zuversicht Schöpfen bei Bedrohungen, sich nicht zu fürchten, ist eine wichtige Erkenntnis – damals wie heute.“

Die Anfänge des Adventsingens
Bereits vor über 75 Jahren versammelte Tobi Reiser Freunde zum gemeinsamen vorweihnachtlichen Musizieren und legte damit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Salzburger Adventsingens. Der zunächst kleine Zuhörerkreis wurde mit den Jahren immer größer, sodass die Veranstaltung 1960 erstmals ins Salzburger Festspielhaus übersiedelte. Das reine Musizieren wurde im Laufe der Zeit erweitert um Lesungen und szenische Darstellungen. Die Inszenierungen wechseln auch heute noch regelmäßig, werden erweitert, verändert und an die Gegenwart angepasst. Das zentrale Thema bleibt die christliche Weihnachtsgeschichte, die Herbergssuche, der Kampf zwischen Gut und Böse. An die 150 Sänger:innen, Musiker:innen und Laienschauspieler:innen leisten ihren Beitrag, um das Salzburger Adventsingen zu etwas Besonderem zu machen.

Fürchte dich nicht!
In der heurigen Aufführung schreiben wir das Jahr 3760 nach jüdischer Zeitrechnung. Der bei den Hirten am Feld lebende Rabbi Jakob erzählt von einer Verheißung des Propheten Jesaja, der sagte: „Fürchte dich nicht…!“ Zur selben Zeit sind in Nazareth zwei jüdische Frauen in ein Gespräch vertieft. Die glaubensstarke Witwe Anna erzählt ihrer bildhübschen Tochter und Tempeljungfrau Maria, dass ihr und Joachim der Kindersegen lange verwehrt blieb. Wegen dieser schwerwiegenden Schmach zog sich Joachim verzweifelt in die Wüste zurück, um Buße zu tun. Nach 40 Tagen Quarantäne wurden seine Gebete erhört. Es erschien ihnen beiden unabhängig voneinander ein Engel und überbrachte die frohe Botschaft, beginnend mit den Worten: „Fürchte dich nicht…“!

Diese beiden Ereignisse stehen, begleitet von Musik und Gesang am Beginn des Adventsingens 2023.
Wir begeben uns in jene Zeit, als sich Menschen wie der Rabbi Jakob, die Witwe Anna, die Tempeljungfrau Maria, ihre Base Elisabeth, der Zimmermann Josef und die Hirten allesamt als gläubige Juden nach dem Tanach orientierten. Im Kontext mit unseren christlichen Überlieferungen wird dieses Adventsingen eine faszinierende imaginäre Reise in die Lebens- und Glaubenswelt unserer älteren jüdischen Schwestern und Brüder, aus denen Christus geboren wurde.

Die Kraft der Hoffnung
Ein Salzburger Adventsingen mit neuen Denkansätzen, die auch in unseren bewegten Zeiten die beharrliche Kraft der Hoffnung auf Frieden unter den Menschen in sich tragen. Mit kompositorischen Werken aus der Feder von Shane Woodborne, mit Musik von Tobi Reiser und zahlreichen gesanglichen und volksmusikalischen Kostbarkeiten unseres alpenländischen Kulturraumes. Dass auch im heurigen Jahr die Hirtenkinder den meisten Applaus bekommen werden ist sicher und auch, dass spätestens beim gemeinsamen Singen des Andachtsjodlers am Schluss jeder Aufführung das eine oder andere Taschentuch gezückt wird, um Tränen der Rührung zu trocknen.

Information zur Veranstaltung
1. bis 17.12.2023 im Großen Festspielhaus
Aufführungsbeginn: Freitag 19.30 Uhr, Samstag und Sonntag 14.00 und 17.00 Uhr
Dauer der Aufführung: ca. 1,40 Stunden, keine Pause
Karten sind im Kartenbüro im Heimatwerk (Residenzplatz 9, 5010 Salzburg) oder online unter www.salzburgeradventsingen.at erhältlich.
ORF-Übertragung und Streaming
Erstmals werden heuer keine DVDs und CDs mehr produziert, sondern statt dessen ein kostenloses Streaming der Adventsingen-Produktionen über www.salzburgeradventsingen.at/on angeboten – so kann man wahrscheinlich schon am Heiligen Abend die diesjährige Produktion direkt auf der Website oder auf YouTube nachsehen.
Auch im ORF wird es heuer zum zweiten Mal zwei Übertragung geben.
- ORF 2, Freitag, 8. Dez., 15.55 Uhr – eine leicht gekürzte Version von 60 Min. Spieldauer
- ORF III, Sonntag, 10. Dez., 18.30 Uhr – das Originalwerk mit einer Spieldauer von ca. 1 Std. 40 Min.