Pioniere der Berge

Das alpine Leben der Brüder Wörgötter

Wastl und Peter Wörgötter gehören zu den großen heimischen Alpinisten ihrer Zeit. Schon früh begannen die beiden Saalfeldener Brüder mit dem Bergsteigen. Zuerst in den Alpen, später im Himalaya, in Alaska und der Arktis. Neben der Zweitbesteigung des 8.511 Meter hohen Lhotse und legendären Ski-Abfahrten in der Todeszone, gehen einige Erstbesteigungen auf das Konto der beiden. Aktuell ist eine Ausstellung im Schloss Ritzen Museum Saalfelden ihrem Leben gewidmet. 

Es war die Zeit der großen Abenteuer. Zu Lande, in der Luft, auf den Meeren und natürlich auch in den Bergen. Viele Gipfel waren bereits bestiegen, viele warteten noch darauf. Der Ruf der Berge erlebte einen noch nie dagewesenen Boom, der selbst vor dem heimischen Pinzgau nicht verhallte. Dort stiegen die Brüder Wastl (geb. 1937) und Peter (geb. 1941) Wörgötter durch die Wände ihrer Salzburger Heimat und träumten von der großen, weiten Welt.

Die Wörgötter Brüder leben in den Bergen

Als Kinder waren Wastl und Peter viel in der elterlichen Landwirtschaft eingespannt. Maschinen gab es wenige, das meiste musste mit Muskelkraft verrichtet werden. Kaum hatten die Brüder Freizeit, ging es hinauf in die Berge. Inspiriert von den heimgekehrten Soldaten, die von den Bergen berichteten, die sie im Krieg gesehen hatten, begannen sie, immer größere Touren in Angriff zu nehmen. Die gute Ausbildung dafür bekamen die beiden bei der Bergrettung Saalfelden. 

1961 verließen sie mit der Bergrettung zum ersten Mal Österreich und reisten ins ferne Zermatt zum Matterhorn. Trotz Warnungen der Einheimischen bestiegen sie ohne Führer den Gipfel. Mönch, Mont Blanc und andere Gipfel der Westalpen folgten, bevor sie dann später den Sprung auf andere Kontinente wagten. 

Am vierthöchsten Gipfel der Welt

Es war vor allem Peter, der in den 1970er Jahren einen Gipfelsieg nach dem anderen in sein Gipfelbuch verzeichnen konnte. Mount Kenya (5.200 m) und Kilimandscharo (5.989 m) in Afrika, Tirich Mir (7.704 m) und Dirgol Zom (6.800 m) im Hindokusch sowie Pico de Orizaba (5.700 m) und Popokatepetl (5.462 m) in Mexiko sind nur einige der Gebirge, in denen er in den 1970ern unterwegs war. 1977 ging es dann mit Wastl ins Grenzgebiet von Tibet und Nepal, wo die zweite Besteigung des Lhotse wartete.

© Gebrüder Wörgötter

Dieser gilt mit seinen 8.516 Metern als vierthöchster Achttausender und ist über den Everest-Südsattel mit dem höchsten Berg der Erde verbunden. Nach zweijähriger Planung ging es gemeinsam mit dem Deutschen Michl Dacher durch die Lhotse-Rinne hinauf auf den Gipfel. Einer der größten Momente im Leben der beiden Brüder. 

Skifahren in der Todeszone

Es sollte bis 1981 dauern bis Peter wieder auf einem Achttausender stehen sollte. Diesmal am 8.163 Meter hohen Manaslu in Nepal. Gemeinsam mit dem Waidringer Sepp Millinger hatte er sich in den Kopf gesetzt, die erste Skiabfahrt von einem Achttausender in Angriff zu nehmen. Fast hätte das Unterfangen in einer Katastrophe geendet, als Wörgötter nach einigen Schwüngen und noch in der Todeszone, einen Ski verlor und nur mit großem Glück wiederfand. Trotz aller Schwierigkeiten meisterten die beiden alle Hänge des Berges und stehen seither im Buch der Rekorde. 

Es folgten noch viele weitere Expeditionen in den folgenden Jahren, doch der Lhotse und der Manaslu sollten die größten Erfolge im Leben der Brüder bleiben. Heute ist es natürlich ruhiger geworden um die beiden. Dennoch hat sie das Bergfieber nie verlassen.