Landlocked – ein Status, der eingefleischten Surfern zumeist ein Stimmungstief beschert. Denn es bedeutet, dass man an einem Ort weit weg vom Meer und Wellen lebt. Doch warum auf den nächsten Surftrip warten, wenn man seinen Lieblingssport auch im SalzburgerLand erleben kann? Für Glücksgefühle ohne Meer sorgen die Jungs von UP STREAM SURFING, die dank einer ausgeklügelten Technik das Surffeeling direkt an die heimischen Flüsse holen.
„Tap, Tap, Tap“ höre ich mein Surfbrett in hoher Geschwindigkeit über das Wasser brettern. Ich verlagere das Gewicht, leite einen harten Turn ein und hinter mir spritzt das Wasser in einer hohen Fontäne – der „Spray“ glitzert im Sonnenschein. Mein Grinsen reicht von Ohr zu Ohr. Mein Board verliert an Geschwindigkeit und ich paddle ans Ufer. Allerdings, vor Haien oder der Riptide brauche ich mich nicht zu fürchten, denn meine Surfsession findet heute nicht am Meer, sondern auf der Saalach bei Lofer statt.
Surfen vor der Haustür
Surfvergnügen daheim, vor der Haustür? „Alle haben gesagt, das geh nicht. Doch dann kamen wir. Wir wussten es nicht, und haben es einfach gemacht“, lachen Michael Strobel und Andreas Trapp, die beiden Gründer von UP STREAM SURFING. Gemeinsam tüftelten sie an ihrer Idee für eine nachhaltige Surflösung und heraus kam das patentierte UP STREAM-System, das völlig ohne externe Energie auskommt. Michael erklärt: „Mit Hilfe eines Flaschenzug-Systems und eines Unterwassersegels wird die Flussgeschwindigkeit genutzt, um den Surfer zu beschleunigen. Sobald ein bis zwei Personen das Segel unter Wasser drücken, wird es mit der Strömung gezogen und erzeugt so die nötige Energie, um den Surfer auf dem Brett gegen die Strömung zu ziehen. Durch den Flaschenzug können wir die Kraft multiplizieren – du kannst also bis zu sechs Mal schneller als der Fluss werden.“ Schnell genug für enge Turns und Tricks, wie uns die beiden leidenschaftlichen Surfer gleich demonstrieren.
Für unsere Premiere geht es aber nach einigen Trockenübungen und Sicherheitseinweisung erst einmal zum Üben ans in der Strömung hängenden Seil. Selbst für surferfahrene Teilnehmer in der Gruppe ist es anfangs ein ungewohntes Gefühl, nicht mit, sondern gegen die Strömung zu surfen. Mit dem Seil in der Hand korrigieren wir die Richtung, kommen auf die Knie, wechseln von einem zum anderen Flussufer und stehen schließlich im Surf Stance am Board. Jetzt die ersten vorsichtigen Turns, bis wir uns an die Strömung und Bewegungsabläufe gewöhnt haben. Bei einem ungewollten Abgang heißt es das Board sichern und mit kräftigen Schwimmbewegungen aus der Hauptströmung ans Ufer kommen. Zur Sicherheit überwacht ein zweiter Surfcoach jede Session etwas flussabwärts mit einem Wurfsack. Kommt man aus irgendeinem Grund allein nicht aus der Strömung, fängt man den Wurfsack und lässt sich ans Ufer ziehen. Wir sind bereit für mehr!
300 m + 30 km/h = 100 % Spaß
Jetzt kommt das Surf-Segel zum Zug und für den ersten Versuch drückt nur einer der Surfcoaches das Segel unter Wasser. So ist die erste Fahrt über die 300 m nicht allzu rasant und wir können uns gut am Board halten. Die einen auf dem Bauch oder den Knien, die etwas Erfahreneren schon im Stand. Beim zweiten Versuch springen schon zwei Mann auf das Segel – das verspricht volle Geschwindigkeit. Im perfekten Surf Stance gelingen uns hier ebenfalls schon die ersten Turns und hinter uns glitzern die Wasserfontänen der Saalach in der Sonne. Von der Reit-Brücke aus ertönen Beifall und Jubel – eine Gruppe Biker ist stehengeblieben und beobachtet begeistert unsere Surfkünste gegen den Strom. Das Surfsegel funktioniert mechanisch mit der Kraft des Wassers – Strom benötigt es nicht. Der Motor ist die Strömungsgeschwindigkeit. Und es ist absolut leise – wären da nicht die im Glücksgefühl ausgerufenen Jubelschreie…
Nachhaltiges Vergnügen
Nach der Session helfen wir kurz zusammen, die Boards, Seile und das UP STREAM Segel abzumontieren und zu verstauen. Nach nur einer Stunde sitzen wir gemeinsam in der Sonne und an der Saalach verrät nichts, dass wir hier noch vor kurzem unsere Sehnsucht nach den Wellen ausleben durften. Speziell für Surf-Einsteiger ist das UP STREAM Surfen eine perfekte Möglichkeit, sich unter sicheren Bedingungen an die Bewegungsabläufe heranzutasten. Und da das Prinzip des UP STREAM Surfens ganz ohne externe Energie auskommt und keine Eingriffe in die Natur verlangt, ist dieses Vergnügen noch dazu absolut nachhaltig.
UP STREAM Surfen im SalzburgerLand
Startup-Gründer Michael Strobel entwickelte gemeinsam mit zwei weiteren Tüftlern dieses Surfsystem, das lediglich eine Brücke und einen geeigneten Flussabschnitt mit Strömung benötigt. Er erinnert sich: „Schon 2016 hatten wir die Idee, auf umweltfreundliche Art und Weise in den Städten zu surfen. Nach mehr als 20 Prototypen haben wir endlich ein gut funktionierendes und mittlerweile patentiertes System gebaut. Wir bildeten eigene Surfcoaches aus und reisten für eine Promotiontour durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Ab Sommer 2023 gibt es im SalzburgerLand fixe Surf-Termine, wie zum Beispiel an der Reiter Brücke bei Lofer vom 7. bis 8. September. Weitere Termine sind in Planung und auf der Homepage von Up Stream Surfing oder auf Anfrage beim Base Camp Lofer abrufbar.