Eisbaden: Achtung, Suchtgefahr!

Ein Trend zum Angewöhnen und Weitermachen

Hoch aus dem Norden kommt dieser ursprüngliche Volkssport her und wurde auch bei uns mittlerweile zu dem Winter-Trend schlechthin: Das Eisbaden. So sieht man in den Salzburger Bergseen und Bächen immer wieder mutige Teilnehmer*innen bis zu den Schlüsselbeinen im Wasser stehen. Was das Eisbaden kann, worauf man achten sollte und warum es weit mehr ist als ein Trend, erzählt Stefanie Sommerauer aus Golling. Seit über neun Jahre praktiziert sie Eisbaden und hat verschiedene Methoden ausprobiert. Ein Interview, das zum Selbstversuch anregt.

Gesunder Volkssport aus dem Norden

Der Trend Eisbaden hat auch Österreich erreicht. Doch was ist dran an dem Volkssport aus Finnland?Stefanie Sommerauer aus Golling hat mit dem „Lebensraum“ eine Praxis für Yoga, Kräuter und Schamanisums. Die zweifache Mama ist Expertin in Sachen Eisbaden: Seit über neun Jahren praktiziert sie es mit Leidenschaft und erzählt im Interview, was es in ihrem Leben bewirkt. hat: „Eisbaden zählt in den nordischen Ländern als Volkssport und ist nachweislich gesund. Es kann Körper und Geist dabei unterstützen, in die eigene Energie zu kommen, fit zu bleiben und den Körper wieder besser zu spüren.“ Es gibt verschiedene Methoden die heutzutage angesagt sind und immer mehr Menschen begeistert. Die Wim Hof-Methode ist wohl die bekannteste und Dank der Medien heute in aller Munde. Stefanie Sommerauer bevorzugt die sanftere Variante von Dr. Galina Schatalova, von der sie uns erzählt.

Eisbaden im Tennengau
© Stefanie Sommerauer

Positive Auswirkung auf Körper und Geist

Auf wissenschaftlicher Ebene ist bekannt, dass sich das Eisbaden positiv auf Kreislauf, Blutgefäße und Lymphe auswirkt und hilft, die Schlacken zu entfernen. Der Körper reinigt sich sozusagen selbst. Durch das Schock-Erlebnis im kalten Wasser zieht sich alles zur Mitte des Körpers zusammen. Dort wird die Wärme gehalten, der Körper gelangt in eine Art Überlebensmodus. Sobald man wieder herauskommt, fühlt sich der Körper gerettet und reinigt sich somit. Schmerzen und Verspannungen, sowie auch geistige Blockaden können sich lösen. Auch bei Depressionen kann Eisbaden hilfreich sein und es aktiviert die Selbstheilungskräfte. Das Eisbaden ist also viel mehr als nur Hipster-Hype oder Instagram-Trend. Durch das Überlebensgefühl steigt außerdem der Seratonin- und Melatonin-Spiegel, das wiederum wirkt sich positiv auf den Schlaf aus und bringt bessere Regeneration. „Außerdem wandelt sich das weiße Körperfett in gesundes braunes um, welches warm hält und isoliert. Mir ist seither selten kalt. Ich brauche auch keine Socken mehr zum Schlafen“, erwähnt die Yogalehrerin als weiteren Pluspunkt.

Philosophie der Gesundheit

Nach einer schweren Diagnose kam Stefanie Sommerauer um Eisbaden: „Ich kam durch meine Krankheit zum Eisbaden, das damals in unserer Region noch eher unbekannt war. Also musste ich viel recherchieren und lesen. In dem Buch „Philosophie der Gesundheit“ von der russischen Ärztin Dr. Galina Schatalova hab ich davon gelesen und wollte es sofort ausprobieren. Ich wollte einfach nur gesund werden und hab es einfach versucht.“

Wichtig ist, dass man ein paar Regeln befolgt. Bei Herzproblemen und während eines Infektes ist davon abzuraten. Grundsätzlich sei gesagt, dass man das Eisbaden nicht alleine machen sollte, gerade bei AnfängerInnen ist es wichtig zu wissen, was man tut. Eine gute Einführung ist daher sehr empfehlenswert, außerdem sollte man immer jemand dabei haben, der die Situation im Auge behält.

Ebner Badesee, Pongau
Kalt und teilweise eisig, das mögen die Eisschwimmer gerne!

Eisbaden nach Dr. Galina Schatalova

„Viele kennen die Wim Hof-Methode, die ist eher extremer und sollte unbedingt nach Anleitung oder mit Begleitung gemacht werden. Hier werden Übungen und Eisbaden kombiniert. Das ganze dauert bis zu einer Stunde.“ erklärt Stefanie Sommerauer. Sie selbst hat in den vielen Jahren mittlerweile ihre eigene Methode für sich entwickelt. Ihre Erfahrung als langjährige Yogalehrerin und -ausbildnerin kommt ihr und vor allem ihrer Atmung sehr zu Gute.

Bei der eher sanften Methode nach Dr. Schatalova, die in einem Rhythmus von zwei bis drei Tagen empfohlen ist, verweilt man nur 21 Sekunden im Wasser. Dies wiederholt man drei Mal hintereinander. Dazwischen sollte man eine Pause machen und sich drei Minuten wieder gut aufwärmen. Wichtig ist, dass man sich auch vor dem ersten Gang leicht aufwärmt, ausgiebig Sport zu treiben ist hier nicht notwendig. Vielleicht befindet sich der See oder Bach in Gehnähe, so kann man beispielsweise in schnellen Schritten zum Badeplatz gehen. Danach heißt es schnell ausziehen, Stefanie Sommerauer empfiehlt einfache, gemütlich und warme Kleidung, die nicht kleben bleibt. Diese sollte auf einem trockenen Platz abgelegt werden. Danach gilt es zügig hineinzugehen bis man bis zu den Schlüsselbeinen mit dem kalten Wasser bedeckt ist. Dabei sollte man einen warmen Kopf behalten, daher Haube aufsetzen und man kann die Hände auch über dem Wasser halten, wenn man möchte. Eine gleichmäßige, konzentrierte Atmung ist beim Hineingehen und dem Eisbad selbst sehr wichtig. „Natürlich kann man bei dieser Methode mit der Zeit auch länger als die 21 Sekunden im Wasser bleiben, wenn man schon etwas abgehärtet ist. Allerdings nie so extrem wie bei der Wim Hof Methode, wo man bis zu einer halben Stunde im Wasser ist.“ merkt die Eisbade-Expertin an.

Eisbaden mit Stefanie Sommerauer
© Stefanie Sommerauer

Achtung, Suchtgefahr!

„Ich fühle mich danach fast wie nach einer Skitour,“ lacht Stefanie Sommerauer. „Und man muss schon aufpassen. Wenn man einmal begonnen hat, kann man nicht mehr aufhören. Das Eisbaden hat mir so gut getan, das Gefühl dabei, es hat mich nicht mehr losgelassen.“ schwärmt die Tennengauerin. Mittlerweile wieder gesund, praktiziert sie fast jeden zweiten Tag das Eisbaden. „Die Natur gibt so viel zurück. Ich kann mich ganz auf meine innere Natur konzentrieren, weniger im Außen sein und meinen eigenen Rhythmus kennen- und leben lernen.“

Empfehlung der Expertin

Beginnern empfiehlt sie, sich langsam heranzutasten. Am einfachsten ist es, nach dem Sommer nicht mit dem Baden am Lieblingsplatz aufzuhören. So gewöhnt sich der Körper langsam an das immer kälter werdende Wasser und man kennt die Umgebung bereits.

Eisbaden beim Gollinger Wasserfall
© Stefanie Sommerauer

Eisbaden im Salzburger Land

Für mich geht es zum Anfangen erstmals an den Ebener Badesee, hier hat sich bereits eine kleine Community gegründet. Aber nicht nur im Bluntautal, im Zauchensee, sondern auch im Wolfgangsee kann man es ausprobieren. Dieser Blog verrät seine Lieblings-Spots zum Ausprobieren.

Eisbaden ja? Aber nicht alleine? Im Sportresort Alpenblick in Zell am See wird mit den Gästen gemeinsam das Eisbad gewagt. Das Hotel Kranzbichlhof in Bad Dürrnberg bietet sogar einen Basic Eisschwimmkurs.

Bei Eisschwimmerin ist auch der Ebner Badesee sehr populär.

Fazit Eisbaden: erfrischend gesunder Volkssport aus dem Norden und bestimmt ein Trend zum Angewöhnen und Weitermachen.