© Christoph Werntgen - Der herzförmige Twenger Almsee

Einzigartiges Abenteuer Alpenüberquerung

Zu Fuß vom Dachstein in den Biosphärenpark Lungau

Als wir die letzte Bergkuppe dieser Tour erklimmen, erscheint der Twenger Almsee. Aus dieser Perspektive schaut er aus wie ein Herz. Wir halten inne. Und uns wird klar, dass dieser Augenblick so viel von dem widerspiegelt, was wir in den letzten Tagen erlebt haben: traumhafte Aussichten, viele kleine Freuden am Wegesrand, intensive Begegnungen, glückliche Momente und bleibende Erinnerungen.

Eine knappe Woche früher: Am Gosausee, wo wir uns zum Start treffen, herrscht aufgeregte Vorfreude. Für einige der Gäste ist es die erste mehrtägige Wanderung. Später werden sie erstmalig im Lager einer Hütte nächtigen. Das fühlt sich alles bereits am Start abenteuerlich an. Und ich, der Wanderführer, darf nun endlich eine Gruppe auf dieser Route, die ich selbst in den vergangenen Jahren ausgearbeitet habe, begleiten. Durch drei Bundesländer – Oberösterreich, das SalzburgerLand und die Steiermark – führt die Tour. Einzigartig macht sie unter den vielen geführten Alpenüberquerungen, dass wir keine Hilfsmittel wie Busse oder Seilbahnen verwenden, sondern wirklich jeden Meter vom Fuße des Dachstein bis in den Biosphärenpark Lungau zu Fuß zurücklegen.

Von Alm zu Alm am Gosaukamm

Bereits nach ein paar Stunden erreichen wir Salzburger Boden. Zu unserer Linken erheben sich die schroffen Felsen des Gosaukamms, zu unserer Rechten grasen Kühe auf saftigen Almwiesen, während sich der Weg und das fröhlich plaudernde Wandergrüppchen in leichtem bergauf und bergab dazwischen hindurchschlängelt. Die immense Hütten- und Almdichte in diesem Gebiet sucht ihresgleichen. Überall einzukehren, schaffen wir leider nicht. Dennoch kosten wir einige Schmankerl, die direkt hier oben oder in der Region erzeugt werden.

© Christoph Wertgen – Das Dachsteingebirge von der steirischen Seite

Seit unserem Start im Trubel am Gosausee sind nur wenige Stunden vergangen. Am Abend sitzen wir schließlich bei einem Schlummertrunk vor der Hütte und genießen staunend den atemberaubenden Sternenhimmel über der Bischofsmütze – fernab von jeglicher Lichtverschmutzung und in völliger Stille. So schnell ist man raus aus dem Alltag.

Intensive Begegnungen und Erlebnisse

Es folgen ein Abstecher in die Steiermark, wo die mächtige Dachsteinsüdwand allgegenwärtig ist, Begegnungen mit Steinbock, Gämse und Murmeltier, immer vertrauter werdende Gespräche und eine wachsende Verbindung zur Natur. Inzwischen kennen alle Gäste das eine oder andere Kraut, das da am Wegesrand sprießt aus dem Effeff und wissen um dessen Anwendung.

So nehmen wir in den letzten Tagen vieles noch intensiver wahr. Seien es die Begegnungen, der Austausch in der Gruppe, ätherische Gerüche im Wald oder der Geschmack der Beeren, die wir unterwegs pflücken.

Auf der Lungauer Kalkspitze, dem mit 2.471 Metern höchsten Punkt unserer Tour, halten wir weite Umschau und sehen all das, was wir bereits bewältigt haben und das, was noch vor uns liegt. Uns wird bewusst, wie viel wir mit unserer eigenen Kraft leisten können und wie sehr uns das Unterwegssein zusammen mit Weggefährten motiviert. Ein gutes Gefühl.

Inzwischen sind wir im Biosphärenpark Lungau angekommen, der unter anderem durch seine glasklaren Bergseen gekennzeichnet ist. Und nun stehen wir an einem von ihnen, dem Twenger Almsee, diesem Herzerlsee, und genießen seinen Anblick. Ich schaue in die Runde und sehe strahlende Gesichter. Mir zaubert es ein Freudentränchen in den Augenwinkel. Ich glaube, meine ist nicht die Einzige in diesem glücklichen Moment.

Alle Infos zur geführten Alpenüberquerung vom Dachstein in den Biosphärenpark Lungau mit der Bergschule Wandererlebnis: www.wandererlebnis.guide/dachstein-lungau