Die stillen Helden der Nacht

Unterwegs mit den Pistenraupenfahrern in der Almenwelt Lofer

Dann, wenn die letzten Skifahrer ihren (H)eimkehrschwung hinter sich haben und Ruhe in den Bergen einkehrt, beginnt die Schicht der Pistenraupenfahrer. Sie alle sorgen dafür, dass bei Sonnenaufgang wieder alle Pisten im besten Licht erstrahlen und einem Wintersporttag-deluxe nichts im Wege steht. Wir haben den Pistenraupenfahrern in der Almenwelt bei ihrer Arbeit zugeschaut und dabei keinen geringeren, als den Loferer Bürgermeister, entdeckt. Eine Hommage an die stillen Helden des Skisports im SalzburgerLand. 

Ich liebe ja diesen abendlichen Blick. Von unten hinauf in die Höhe. Der Schnee reflektiert das Mondlicht im majestätischen Blau, durch die Fenster der hochgelegenen Almhütten verirrt sich mancherorts schwaches Licht ins Freie und die Sterne bilden gemeinsam mit dem Schwarz des Himmels den Hintergrund der nächtlichen Kulisse. Dort und da bewegen sich helle Lichtkegel über die Berge und lassen von unten im Tal nur erahnen, was sich dort oben wohl gerade abspielen mag. Und das ist jede Menge. 

Schon mal eine Pistenraupe selbst gefahren?

Schichtbeginn am frühen Abend

Denn dann, wenn wir Wintersportler es uns drinnen im Warmen gemütlich machen und unsere Kraft für den nächsten Skitag sammeln, beginnt die Zeit der vielen Pistenraupenfahrer. Sofort nach Liftschluss steigen sie in ihre Arbeitsgeräte und sorgen bis in die frühen Morgenstunden dafür, dass wir jeden Tag auf´s Neue perfekte Bedingungen auf den Pisten vorfinden. Grund genug für das SalzburgerLand Magazin einmal hinter die Kulissen zu blicken und den fleißigen Pistenarbeitern in der Almenwelt Lofer einen Besuch abzustatten. 

Pistenraupenfahren ist kein Beruf, den man schnell einmal über Nacht erlernt. Viel zu komplex sind die modernen, über 450 PS starken Maschinen, die es präzise über die finsteren Hänge zu manövrieren gilt. Und viel zu groß die Verantwortung, nimmt man am Steuer eines solchen ‚Monsters‘ Platz. Mittlerweile ist die Sonne hinter den Gipfeln der Berge untergegangen, die letzten Skifahrer haben ihren abschließenden Schwung unten im Tal bereits hinter sich und in der Almenwelt Lofer kehrt Ruhe ein. Zumindest kurz, denn plötzlich durchbricht ein Brüllen die Stille. Dann ein zweites, drittes und so weiter. Eine Pistenraupe nach der anderen startet ihre Motoren und bewegt sich im Schein der orangen Drehleuchten und der riesigen Scheinwerfer auf dem Dach dem nächtlichen Einsatzort entgegen. 

Bürgermeister im Einsatz in der Pistenraupe

Einer der Mitarbeiter der Almenwelt Lofer, der an diesem Abend im Einsatz steht, ist dabei kein Unbekannter. Als Bürgermeister der Pinzgauer Gemeinde Lofer kümmert sich Norbert Meindl an 365 Tagen im Jahr um die Angelegenheiten ‚seiner‘ Bürger:innen. In seinem Zweitberuf als Betriebsleiter der Bergbahnen ist er auch hin und wieder in der Pistenraupe im Einsatz. Unter so hoher Leitung kann ja dann wohl sicher nichts schiefgehen. 

Jedem Fahrer sind spezielle Pisten zugeteilt, die nach und nach von den Spuren des vergangenen Tages befreit werden. Gefühlvoll wird dafür die Raupe bergauf und bergab manövriert, das große Frontschild bei Bedarf gehoben, dann wieder abgesetzt und auch sonst jede Menge Feinarbeit geleistet. Das Cockpit einer modernen Pistenraupe erinnert dabei eher an ein Raumschiff, als an ein Auto oder einen Lastwagen. Mit der linken Hand wird der ‚Schub‘ der beiden Ketten gesteuert, während die rechte Hand mit einem Sidestick die vielen Funktionen steuert. Kontrolliert wird dabei alles über mehrere Bildschirme, die bunt leuchten und jede Menge Zahlen, Grafiken und Bewegungen anzeigen. Würde man nicht wissen, welch verantwortungsvollen Job diese Herren gerade ausüben, man würde meinen, man sähe Jugendlichen beim Computerspielen zu. 

Bei Schneefall bis kurz vor Morgengrauen unterwegs

Mittlerweile ist es stockdunkel in der Almenwelt und die Einsamkeit schleicht sich in die geheizten Kabinen der Pistenraupen. Denn auch wenn man per Funk mit den anderen Fahrern verbunden ist, so muss man doch das Alleinsein mögen, um in diesem Beruf zu arbeiten. Vor allem bei Schneefall sieht man nichts um einen herum und kann leicht in das Gefühl verfallen, völlig alleine auf der Welt zu sein. Apropos Schneefall und schlechtes Wetter generell: Genügt es bei Schönwetter, nur die Spuren des vergangenen Skitages verschwinden zu lassen, den abgeschobenen Schnee wieder schonend nach oben auf den Hang zu schieben und den allseits beliebten Pistenteppich wieder herzustellen, so sieht die Sache bei nicht so guten Bedingungen ganz anders aus. Da kann es schnell passieren, dass eine Schicht statt um Mitternacht, erst kurz vor Sonnenaufgang vorbei ist. 

Wichtig:
Am Abend und in der Nacht gehören die Pisten dem Pistendienst. In dieser Zeit haben Wintersportler hier nichts verloren. Bitte beachtet diese Regel, es ist einfach zu gefährlich, sich mit den schweren Brummis anzulegen. Am nächsten Tag könnt ihr dann ohnehin wieder eurer Leidenschaft nachgehen.