Christian Wieber

Die alte Schlosserei in der Getreidegasse

Im Reich von Schlossermeister Christian Wieber

Manchmal lohnt es sich, ein bisschen genauer hinzusehen. Denn was sich hinter dem unscheinbaren Holztor der Adresse Getreidegasse 28 verbirgt, damit würde wohl niemand in Salzburgs geschäftigster Einkaufsstraße rechnen.

Hier beginnt das Reich von Christian Wieber, dem aktuellen Obmann des Salzburger Altstadtverbandes. Bereits in 3. Generation führt er gemeinsam mit seiner Frau Regina die Schlosserei der Familie, deren Geschichte bis ins Jahr 1415 zurückreicht.

Zunftschilder aus Salzburger Fertigung

Die Salzburger Getreidegasse ist nicht zuletzt für die schmucken schmiedeeisernen Zunftschilder über den Geschäften bekannt. Viele von ihnen wurden von Christian Wieber und seinen Vorfahren mit großem handwerklichen Können gefertigt. Bis heute reißt die Nachfrage nicht ab, und sogar im fernen New York hängen Schilder aus Salzburger Fertigung.

Betritt man die Schlosserei, fühlt man sich ein bisschen wie in der Zeit zurückversetzt. Denn nur wenige Meter entfernt von den internationalen Brand-Stores und Luxus-Geschäften der Getreidegasse steht Christian Wieber vor seinem mächtigen Eisenamboss und begutachtet fachkundig die Arbeit der letzten Stunden. Diese reicht heute von Restaurationen über Balkongeländer, Gittern, Schlüssel und Schlösser bis hin zu den bekannten Zunftschildern. Früher war alles anders. 

Das Jahr 1415

1415 war ein ereignisreiches Jahr. Der 100-jährige Krieg hält Europa fest in seinen schrecklichen Klauen, Friedrich III erblickt in Innsbruck das Licht der Welt und in Salzburg öffnet eine kleine Werkstatt unweit des Salzach-Ufers zum ersten Mal seine Tore. Früher war alles anders. Diesen Spruch hört man oft. In der kleinen Schlosserei trifft er ohne Zweifel zu. Denn hier, wo heute die Chefleute gemeinsam mit vier Mitarbeiter*innen an modernen Maschinen arbeiten, standen früher rund 40 Schmiede am offenen Feuer. Ab dem Mittelalter wurden vor allem Hufeisen im Ofen erzeugt, nachdem der Betrieb zur Hofschlosserei des Erzbistums gehörte. Ohne Strom oder andere Hilfsmittel wurde von Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang unter schweißtreibenden Bedingungen gearbeitet.

Vieles hat sich seither geändert, doch das ehrwürdige Gewölbe, der Innenhof und das Marmorpflaster sind geblieben. Immer wieder verirren sich Tourist*innen und auch Einheimische hierher und werfen einen erstaunten Blick in die Werkstatt. Und sind dabei gern gesehen. Wann immer es die Zeit zulässt, beantwortet Christian Wieber ihre Fragen und steht auch für Fotos zur Verfügung. Gerne nehmen sie sich als Mitbringsel einen eisernen Schlüssel oder Garderobehaken in Hirschform, wie sie original auch im Goldenen Hirschen verwendet werden, mit nach Hause.