Helga Hofer Westerthaler bezeichnet sich selbst gerne als Farbenflüsterin. Die Künstlerin hält die Farben unserer Jahreszeiten durch Stricken fest und komponiert mit Wolle Farbpixelbilder der Natur.
Es ist der Rhythmus von Salzburgs vier Jahreszeiten, der die Künstlerin inspiriert, denn „nirgends auf der Welt kann man diese schöner und eindrucksvoller als bei uns erleben“, meint Helga Hofer Westerthaler, „wie etwa violettblau leuchtende Schusternagerl, die mit dem frischen Grün des Almbodens um die Wette leuchten und dem braunen Moos, den graubraunen Lärchenstämmen und den graugrünen Flechten.“
Während die im Pongau lebende ehemalige Architektin und Lehrerin für Kunsterziehung früher mit Pinsel und Leinwand diese Farben im Aquarell und in der Ölmalerei festhielt, entdeckte sie vor einigen Jahren die Wolle. Und begann zu stricken. „Statt wie früher drei oder zwölf Farbschichten übereinander zu legen und das Trocknen abwarten zu müssen, mische ich nun zwei oder vier Fäden. Dabei geht es mir um das Abtauchen in immer tiefer liegende Schichten.“
Die ersten Entwürfe zeigten das Farbschauspiel auf der Alm, wie es sich wirklich zuträgt. „Habe ich früher in Schichten meine Farbideen aufgebaut, so arbeite ich jetzt im analogen Aneinanderreihen. Das Klangbild entsteht von links oben nach rechts unten. Neun Farbpixel werden mit Wolle gestrickt und ergeben zusammen ein Farbklangbild und aneinandergereiht eine poetische Datenbank.“
Über die Jahre hat sie so eine hohe Farbkunst entwickelt, die ihr Augenmerk auf die Jahreszeiten und seinem Farbenspiel richtet.
Schönheit unserer Landschaft
Intensiv ist dabei ihre Auseinandersetzung mit den Farben unserer Natur, mit der Landschaft und ihrer Vergänglichkeit. Die Kraft der Veränderung, etwa wenn nach langen Wintertagen die Sonne dem Frühling zum Durchbruch verhilft – all das findet sich in ihren Farbzyklen.
Dass die Farben unserer Alpen nirgends so in Datenbanken festgehalten werden, das störte sie schon früher: „In Helsinki konnte ich kreativste Entwürfe von finnischen Designern sehen – ein Wetteifern um das Erbe der großen Vorbilder der Nation. Aber wo bleiben unsere Farben, fragte ich mich?“ So begann sie mit ihren Farbentwürfen für Architektur, Innenraumgestaltung, Design und Textildesign.
„Ich weiß nicht, warum irgendwann einmal das rot-weiße Klischee der alpenländischen Farben etwa bei Tischtüchern oder Vorhängen als unsere Farben definiert wurde. In meinem zehnjährigen Projekt einer Farb-Datenbanksammlung sollen jedenfalls erstmalig die österreichischen Farben festgehalten werden.“
Dabei konzentrieren und reduzieren sich „ihre“ Farbpixeln von Jahr zu Jahr immer mehr aufs Wesentliche und lassen ein neues „österreichisches Design“ für eine regionale Verwendung entstehen. Sie bezeichnet sich selbst gerne als Farbenflüsterin, tatsächlich steckt dahinter ein langer künstlerischer Werdegang und ihr ausgeprägtensInteresse an den Jahreszeiten.
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