Zwischen Untersulzbach- und Habachtal, mitten im Nationalpark Hohe Tauern, liegt auf 1.694 Metern ein Ort, an dem Vision und Tradition zueinanderfinden: die Wildalm. Dort, wo lange Zeit Stille herrschte, wird seit kurzem wieder gemolken, gekäst, gebacken und gelebt – und das mit einem innovativen Ansatz. Denn hinter der Wiederbelebung der Wildalm steht der Verein Alpinus, der es sich zum Ziel gesetzt hat, verlassene Almen durch moderne Konzepte wiederzubeleben – nachhaltig, gemeinschaftlich und genussvoll.
Ein bunter Haufen mit viel Herz und Können
Ronja, Claudia, Andi, Simon und Johannes: Fünf Menschen mit völlig unterschiedlichen Hintergründen – vom Maschinenbauer bis zur Agrarwissenschafterin, vom Bäckermeister bis zum Musikpädagogen – haben sich auf der Wildalm in der Wildkogel Arena Neukirchen Bramberg zusammengefunden, um einen Sommer lang Kühe zu hüten, Käse zu machen und Besucher*innen Einblick in das echte Almerlebnis zu geben. Einer von ihnen ist Johannes, ausgebildeter Musiker, Milchtechnologe und Lehrer, der einst internationale Konzertsäle bespielte – und heute mit Hingabe Käse rührt. Die Liebe zum Genuss und zur Natur brachte ihn auf die Alm. „In der Musik wie beim Käsen braucht es Gefühl, Aufmerksamkeit und tägliche Übung“, sagt er – und bringt beides auf der Alm ein.
Käse mit Charakter
Herzstück der Alm ist die mobile Käserei, in der aus frischer Milch Käse, Butter, Joghurt und Frischkäse entstehen. Die Palette reicht von klassischen Schnittkäsen über Ricotta und Schotten bis zur selbst gemachten „Älplerschoki“ aus eingekochter Molke. Nichts wird verschwendet – und das, was übrig bleibt, freut die Almschweine. Gearbeitet wird mit viel Know-how, noch mehr Handarbeit und vor allem einem feinen Gespür für das Produkt. Denn jeder Käse ist anders – abhängig von Wetter, Futter, Milch und Erfahrung.
Ein Tag auf der Wildalm
Der Tag beginnt früh – um fünf Uhr geht’s los mit Melken und Käsen. Danach wird gemeinsam gefrühstückt, gearbeitet, repariert, geputzt, gekocht. Geduscht wird – noch – mit Quellwasser, der Warmwasserboiler ist erst seit kurzem in Betrieb. Die Tage sind lang, aber erfüllt. Und auch wenn nicht alles nach Plan läuft, so ist es gerade diese Echtheit, die die Wildalm ausmacht. Wer möchte, kann dabei sein – bei einem Workshop, einer Führung oder einfach bei einer Brettljause mit Blick in die Hohen Tauern.
Bildungsort, Begegnungsort, Brotzeitplatz
Die Wildalm versteht sich nicht nur als Produktionsstätte, sondern auch als Ort der Begegnung und Inspiration. In Workshops wird Käsen, Brotbacken oder Almleben erlebbar gemacht. An Wochenenden überraschen Pop-up-Gerichte mit kreativen Kombinationen: Cheeseburger mit Almgrillkäse, Almpizza mit Mozzarella, frisch gebackenes Brot aus dem Lehmofen. Wer Glück hat, trifft das Team bei Musik am Abend – ganz spontan an der selbstgebauten „Cheesy Fingers Bar“ mit Blick auf die Weite.

Zwischen Tradition und Zeitgeist
Was auf der Wildalm passiert, ist kein Rückzug in alte Zeiten, sondern ein mutiger Schritt in eine zukunftsfähige Almwirtschaft. Die Alm wird wieder bewirtschaftet, aber eben mitgedacht: ressourcenschonend, gemeinschaftlich, transparent. Hier treffen Ziegen auf Strukturen, Kühe auf Konzepte, Kasfreunde auf Kulturaustausch. Das Experiment gelingt – nicht trotz, sondern wegen der Vielfalt im Team.

INFOBOX: Wildalm erleben
- Lage: 1.694 m Seehöhe, erreichbar ab Neukirchen am Großvenediger, Sportplatz oder Bramberg, Habachtal (ca. 2-3 Std. Gehzeit)
- Kulinarik: Unter der Woche Almjause, Käse, Butter, Brot & Wochenendgerichte (Cheeseburger, Almpizza, Kuchen)
- Workshops: Kasen, Brotbacken, Almerlebnis – buchbar über
www.alpinus-verein.at/events - Verkauf: auf Bauernmärkten in Mittersill & Krimml sowie beim Brotbackkurs im Museum Bramberg
- Instagram: @wildalm.alpinus