Adrian Goiginger ist fest in seiner Heimat Salzburg verwurzelt. Mit dem SalzburgerLand Magazin sprach er über die Auseinandersetzung mit seiner persönlichen Familiengeschichte in seinen erfolgreichen Filmen.
Sein Kino-Debütfilm „Die beste aller Welten” wurde 2017 uraufgeführt und erhielt über 40 Auszeichnungen, wie etwa den „Kompass-Perspektive-Preis“ bei der Berlinale 2017 oder den „Österreichischen Filmpreis 2018″ in fünf Kategorien. In diesem ergreifenden Film verarbeitete er ein Stück seiner Kindheit und setzte seiner Mutter ein Denkmal. Das Drama über sein Aufwachsen mit einer drogensüchtigen Mutter machte den 1991 in Salzburg geborenen Goiginger bekannt. Er erzählt darin auf intensive Art, wie sich seine Mutter trotzdem fürsorglich als Alleinerziehende um ihren Sohn kümmerte. Sein leiblicher Vater war bereits vor seiner Geburt gestorben und sein Stiefvater ebenfalls drogenabhängig. Im Film ist die Geschichte zwischen Sucht und Liebe berührend verarbeitet, die Erinnerungen von Goiginer an seine Kindheit sind gut. „Wir Menschen haben aber auch die Gabe, in schlimmsten Situationen Glück zu suchen und zu finden“, beschreibt er auch für seinen aktuell im Kino laufenden Film „Der Fuchs“ die Suche nach Momenten der Menschlichkeit.
Für seinen auf „Die beste aller Welten“ folgenden Film „Märzengrund“ (2022) nahm sich der Salzburger das gleichnamige Stück von Felix Mitterer zur Vorlage. Es erzählt die Geschichte des Bergbauernbuben Elias, der sich dazu entschließt, der Gesellschaft Adieu zu sagen und sein Leben auf einer einsamen Berghütte zu verbringen.
„Der Fuchs“
Auch für seinen aktuellen Film „Der Fuchs“ ist wieder eine sehr persönliche Familiengeschichte Vorlage – aber nicht die eigene, sondern die seines Urgroßvaters, Franz Streitberger. Es geht im ersten Teil um die Geschichte seines Urgroßvaters, der in der Zwischenkriegszeit mit acht Geschwistern bitterarm am Berg aufwuchs und dann an eine Bauernfamilie weggegeben wurde. Der zweite Teil des Films spielt dann nach Kriegsausbruch, als der Urgroßvater die Liebe und Zuneigung, die er in der Kindheit nicht erhielt, mit einem von ihm gezähmten Fuchs teilt. „Es ist kein Kriegsfilm, sondern ein Film über Liebe, Vertrauen, Zuneigung oder Verlust“, sagt Goiginger. Die Geschichte erzählte ihm sein Urgroßvater. Bereits als 14-Jähriger meinte Goiginger zu seinem Uropa, dass er später einmal einen Film über sein Leben mache werde – mit 17 Jahren zeichnete er die Erlebnisse des Urgroßvaters mit einem Diktiergerät auf.
„Mein Uropa hat nur darüber gelacht, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass ich wirklich einmal einen Film darüber machen würde.“
Regisseur Adrian Goiginger
„Franz“ – erstes Buch von Regisseur Goiginger
Als sein Uropa über das Ende der Freundschaft mit dem „Fixei“ sprach, hätte er ihn, „zum ersten Mal in seinem Leben weinen gesehen.“ Diese Geschichte dieser ungewöhnlichen Freundschaft mit einem Fuchs brachte Goiginger mit viel Empathie auf die Leinwand. Bereits in der ersten Woche wurde der Film von über 20.000 Menschen in Österreichs Kinos gesehen. Die Auseinandersetzung damit „war mir sehr wichtig“, so Goiginger. Sein Urgroßvater wurde 100 Jahre alt und lebte bis zuletzt in Saalfelden.
Die eigene Familie lässt Regisseur Adrian Goiginger nicht los. In seinem am 14. Oktober 2024 erschienenen Buch erzählt er darin das Leben seines Urgroßvaters Franz. Wer bin ich und woher komme ich? Eine Frage, die er nicht nur in seinen Filmen bearbeitet, sondern auch in einem Buch. Sein literarisches Erstlingswerk mit dem Titel „Franz“ erzählt die Lebensgeschichte seines Urgroßvaters.
„I hob nix zum Dazöhn!“ – Das hörte der damals 14 Jahre alte österreichische Filmemacher Adrian Goiginger, als er seinen Urgroßvater Franz Streitberger nach seinem Leben und nach dem Krieg befragte.
Geboren 1917, noch während des Ersten Weltkrieges. Die bittere Armut auf dem Bergbauernhof im Pinzgau und der ständige Hunger. Das erste Paar Schuhe und die Weggabe als Kind. Die am eigenen Leib erfahrene Arbeitslosigkeit und der Dienstantritt im österreichischen Bundesheer samt Ausbildung zum Kraftradlenker. Der „Anschluss“ an das Deutsche Reich und das Einrücken in die Wehrmacht. Die eilig verfassten Frontbriefe und die verpasste Geburt des eigenen Sohnes. Die Kriegsgefangenschaft und die schwere Zeit nach 1945. Erinnerungen, Fotos aus dem Familienarchiv sowie historische Recherchen zeichnen ein bewegtes Leben. Eines, wie es für viele Menschen einmal so typisch war – und heute so unvorstellbar ist.
Von all dem soll nichts der Rede wert sein?
Ob Adrian Goiginger nach seinen Erfolgen die große weite Welt des Filmes reizt? „Eher nicht“, meint der mit einer Lehrerin verheiratete Vater von zwei Kindern gelassen. „Ich bin ohnehin fast das ganze Jahr über beruflich in Großstädten unterwegs und hasse große Städte.“ Er sei nun „noch ländlicher geworden und ich werde in meinen nächsten Projekten vielleicht noch regionaler.“ Berge und Natur sind sein Rückzugsort. „Ich kalkuliere aber nicht und folge einfach meinem Herzen. Und ich hoffe dabei, dass das, was mich berührt, auch andere berührt.“