Hügeliges Gelände, vier Seen und jede Menge Strecken auch abseits der Asphaltstraßen. Die Region hat für Gravelbiker vieles zu bieten.
Wir hatten uns die Sache ursprünglich ganz anders vorgestellt: Wer nämlich an den Norden des SalzburgerLandes denkt, der hat Bilder von sanften Hügeln, leichten Anstiegen und flachen Abfahrten im Kopf. So dachten wir zumindest. Spätestens jetzt, nach dem dritten Anstieg mit gefühlten 20 % sind wir in der Realität angekommen. Eigentlich hätten wir ja schon früher erkennen sollen: Zehn Rampen mit zwei Kilometer Länge sind soviel wie ein Anstieg mit stolzen 20 Kilometer. Nur eben aufgeteilt, aber in Summe das gleiche! So haben wir es unserer Schwäche für Mathematik zu verdanken, dass wir den letzten Hügel bis zu unserem Ziel mit Ächzen hochkurbeln. Halb ausgetrocknet, denn wer denkt schon daran, mehr als diese 1 Liter Trinkflasche mitzunehmen, und reif für den Pensionsantritt – und das mit 40 Jahren!

Wir sind hier zum ersten Mal mit unseren Gravelbikes unterwegs. Bisher konnten wir die Region rund um das Salzburger Seeland nur mit unseren Badesachen und Stand-Up-Boards unsicher machen. Die vielen Seen vor den Toren der Salzburger Alpen locken jeden Sommer unzählige Gäste an ihre Ufer. Sommerfrische ist hier das Stichwort. Während die Leute in den Städten unter der Hitze schwitzen, ist in der Region immer für Abkühlung gesorgt. Sei es im Trockenen mit einen lauen Lüftchen oder im kühlen Nass der Seen.

Sport und Kultur lassen sich hier auch gut verbinden. Die Stadt Salzburg, als Mozarts Geburtsort weltbekannt, ist nur einen Steinwurf entfernt und wie gesagt auch mit dem Rad leicht und bequem zu erreichen. Aber auch die kleine Grenzstadt Oberndorf mit der Stillen-Nacht-Kapelle ist einen Besuch wert. Hier wurde 1818 erstmals das bekannte Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr vorgetragen. Ganz im Zeichen des berühmten Liedes steht auch die Stille Nacht Route. Sie führt über 26 Kilometer durch das Herz des Seenlandes nach Oberndorf und über den Radweg an der Salzach wieder zurück.

Unsere heutige Gravel-Ausfahrt, die Seenland Gravelrunde, ist die Königstour in der Region und führt an allen Seen vorbei. Sie ist so etwas wie das „Best-of“ der Region. Gestartet wird in Mattsee. Gleich zu Beginn geht es zum höchsten Punkt der Tour, dem Buchberg. Er überragt die ganze Region und ist zu Beginn der Tour gleich die erste große Challenge. Wer noch höher hinaus will, dem sei der Haunsberg weiter im Westen empfohlen. Von dort wartet eine herrlicher Rundblick auf die Berge im Süden und auch die Stadt Salzburg ist von dort leicht zu erblicken. Der Berg steht mit seiner große Kugel, eine Einrichtung der Flugsicherheitsstelle, unverkennbar in der Region und ist auch zu Fuß gut zu erreichen. Der höchste Punkt ist sogar mit einem Gipfelkreuz und Gipfelbuch geschmückt. Für Gravelbiker ist beim Anstieg zum Gipfel bei der Kaiserbuche Schluss, den Rest müssen Radfahrer nach dem Motto Bike&Hike bewältigen.

Vom Buchberg geht es mit den Gravelbikes über welliges Gelände hinüber zum Wallersee. Die weiten Wiesenlandschaften, gepaart mit Passagen durch die Wälder, prägen hier das Landschaftsbild. Es geht stetig bergauf und bergab. Eines der Highlights sind die traumhaften Gravelwege durch das Wenger Moor. Über Felder und durch einen Anstieg im Wald schlängelt sich der Radweg fast direkt zum Ufer des Wallersees.

Über eine weite Schleife geht es von der Ostbucht durch eine Waldlandschaft nach Neumarkt. Zwar führt die Strecke großteils über Asphaltstraßen, viel Verkehr ist aber auf den kleinen Nebenstraßen nicht zu finden. Der Grabensee wartet schließlich darauf entdeckt zu werden. Hier kommen die Gravelbikes voll auf ihre Kosten. Über Forstwege und einem schmalen Steg wird die Fahrttechnik auf die Probe gestellt.

Jetzt folgt der letzte See an diesem Tag. Der Obertrumer See liegt südlich des Mattsees. Die beiden Seen sind sogar durch einen kleinen Kanal miteinander verbunden. Vom Grabensee führt die Strecke etwas oberhalb des Obertrumer Sees über hügeliges Gelände direkt in den gleichnamigen Ort. Die Straßen bleiben auch hier verlassen und ziehen sich von Bauernhof zu Bauernhof, vorbei an Wiesen und Kühen. An der „Friedenskapelle“ vorbei geht’s nach Obertrum am See. In Obertrum ist eine Einkehr in der örtlichen Brauerei fast Pflicht. Hier werden edle Sorten gebraut und auch verkostet. Es ist jetzt nicht mehr weit bis nach Mattsee, am Ostufer des Obertrumer Sees rollt man die letzten Kilometer gemütlich bis in den Ort Mattsee.

Nach soviel Eindrücken am Rad freuen wir uns schon auf einen gemütlichen Abend am Ufer des Mattsees. Morgen ist auch noch ein Tag. Wir wollen Richtung Mozartstadt etwas Kultur erleben. Vielleicht über den Gaisberg? Oder doch der Haunsberg? Möglichkeiten gibt es viele!