Wenn zwei Schwestern, die eigentlich aus ganz anderen und unterschiedlichen Branchen kommen, sich dazu entscheiden, gemeinsam ein Wirtshaus zu führen, dann ist es vor allem eins: anders. Im Aussehen, im Miteinander und vor allem beim Essen.
Jacky und Carolyn Herzog haben mit ihrem Herzensprojekt „Die Herzogin, das andere Wirtshaus“ mitten am Dorfplatz in Maria Alm genau den Weg eingeschlagen, den sie für richtig halten. Und der ist in vielerlei Hinsicht kompromisslos, individuell und einfach köstlich.
Blick für Design
Wer Die Herzogin betritt, dem sticht sofort das ausgefallene und durchdachte Design ins Auge. Geplant und eingerichtet wurde das Wirtshaus von Carolyn selbst, die an der Universität Aachen ihr Architekturstudium absolviert hat und seit mehreren Jahren als Architektin tätig ist. Modern, geradlinig und in Kombination mit dem alten runden Holzstammtisch mehr als gemütlich. Die Lampen, Stühle und Tischbeine aus Schwarzstahl wurden von Carolyn selbst designt und von einem heimischen Handwerker hergestellt. Auch bei der Gestaltung der Speisekarten und der Homepage lebt Carolyn ihre Kreativität aus. Das Logo, das den Schriftzug „herzogin“ mit zwei Punkten über dem i führt – in Anlehnung an die zwei Schwestern mit dem Nachnamen Herzog, entspringt genauso ihrer Feder. Mitarbeiterführung, Marketing, Buchhaltung und Service schupft sie übrigens auch noch.
Herzstück Küche
Jacky, die ältere der beiden Schwestern, lässt ihren Ideen vor allem in der Küche der Herzogin freien Lauf. Und auch das ein oder andere Mal beim Musizieren am Stammtisch, denn neben dem Kochen ist die Musik ihre Leidenschaft. Und ganz nebenbei gibt sie auch noch Kurse beim BFI, denn schließlich „muss man ja auch mal aussi“, wie sie betont. Aber zurück zur Küche, diese ist schließlich das Herzstück der Herzogin und Werkstätte für herrliche Kreationen aus heimischen Lebensmitteln. „Wir werden von unseren Gästen oft gefragt, warum es bei uns so anders schmeckt. Dabei sind die Rezepte oft ganz einfach, fast banal. Wir kochen einfach geradeheraus“, erzählen die Schwestern, die tief mit der Region und den Traditionen hier verwurzelt sind. Vom Brot über Frischkäse und Gewürzmischungen bis zum Kombucha wird hier alles selbst hergestellt. Nicht einmal Suppenwürze kommt Jacky in den Topf, denn eine gute Rindssuppe gibt genug Geschmack.
Aus der Region
Die Zutaten für ihre Kreationen stammen großteils direkt von heimischen Bauern. „Außer Zitronen, Orangen, Tee und Kaffee ist bei uns eigentlich alles aus der Region“, erzählen die Schwestern. Und dafür scheuen Jacky und Carolyn keine Mühen. Da werden die Zucchiniblüten direkt vom Misthaufen eines Bauern gepflückt und spontan gekocht, was der Jäger gerade gebracht hat. Für diese Flexibilität helfen die wechselnden Tagesgerichte und das sogenannte „Tischlein, deck dich“. Dabei werden morgens und abends zum Teilen in der Mitte des Tisches regionale und saisonale Speisen serviert, die mit viel Kreativität zubereitet werden. Ein Beispiel für eine besonders ausgefallene Kreation aus Pinzgauer Urprodukten ist das Wild Ramen, das im Winter auf der Speisekarte stand und bei den Gästen besonderen Anklang fand. Mit heimischem Wildfleisch, selbstgemachten Dotternudeln, Ei und Gemüse. Positiv sehen auch viele Gäste, dass hier sowohl vegan, vegetarisch als auch mit Fleisch gekocht wird, und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
So gleich und so verschieden
Auf die Frage, wie sich die Schwestern gegenseitig beschreiben würden, zögern die beiden. „Wir sind so gleich und so verschieden“, findet Jacky. Was die beiden jedenfalls eint, sind ihr Blick fürs Detail und ihre Bereitschaft für fast jeden Aufwand, wenn sie etwas für gut und richtig halten. Die Herzogin haben sie genauso gestaltet, wie sie ein Wirtshaus haben möchten, wenn sie wohin gehen. Beide sind sie intensiv und „on fire“, wie sie selbst sagen. Ansonsten gleichen sie sich oft aus, sie scheinen zu spüren, was die andere braucht und sind mit der gemeinsamen Aufgabe zusammen gewachsen.
Das Milch-Fiasko
Serviert wurde mir beim Treffen mit Carolyn und Jacky übrigens ein Barista-Cappuccino mit Milch vom Nachbar-Bauern. Die sie eine Zeitlang davor nicht mehr für Cappuccino verwenden konnten, weil sie plötzlich nicht mehr geschäumt hat. Warum? Das wusste niemand. Ob es an der sommerlichen Weide, dem Futter auf der Alm oder einem anderen Fettgehalt lag? Aber genau so etwas passiert, wenn Naturprodukte verwendet werden. Dass „die Herzoginnen“ wissen, damit umzugehen, spricht auf jeden Fall für sich und für sie.
Die Herzogin
Am Dorfplatz 7
5761 Maria Alm
T +43 6584 24777
post@herzogin.info