Sextener Dolomiten Sepp Forcher, Johann Weyringer

Weggefährten – Sepp Forcher und Johann Weyringer

Sonderausstellung im Museum Fronfeste in Neumarkt

Zwei Menschen, die das Leben zusammenbringt, deren erstes Kennenlernen in eine tiefe Verbundenheit führt: Kult-Moderator Sepp Forcher und Künstler Johann Weyringer verband eine ganz besondere Freundschaft. Die aktuelle Sonderausstellung im Museum Fronfeste in Neumarkt widmet sich diesen beiden Weggefährten.

„Mein Nachruf? Man wird mich schnell vergessen. Ich bin ja nix anderes als ein Theaterspieler, obwohl ich meine Rollen selber erfunden habe.“ Wenn er sich da nicht ganz gravierend getäuscht hat. Vergessen wird man den als Moderator von „Klingendes Österreich“ über die Landesgrenzen Österreichs hinaus bekannten Sepp Forcher so schnell wohl kaum.

Die Begrüßungsformel: “Grüß Gott in Österreich”, wurde mit den Jahren sein Markenzeichen. Hochsprache und schriftliche Manuskripte waren ihm bei seinen Sendungen fremd. Gut vorbereitet, wusste er immer, was er seinen Zusehern vermitteln wollte und konnte Dank seines großen Wissens zu schier unendlich vielen Themen frei reden.

Das Leben und Wirken des Sepp Forcher

Als Giuseppe Forcher wurde er in Rom geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen als Kind einer Bergführer- und Hüttenwirtsfamilie in Südtirol auf. 1940 zog die Familie nach Salzburg und bewirtschaftete eine Hütte in Werfenweng, Sepp kam ins Internat in Salzburg. Später arbeitete er von 1950 bis 1955 als Hilfsarbeiter und Lastenträger beim Kraftwerksbau in Kaprun.  In dieser Zeit erarbeitete er sich den Ruf, sehr stark und ein außergewöhnlich guter Bergsteiger, aber auch an allem interessiert zu sein. 

Die gelernte Schneiderin Helene, genannt „Helli“, aus Wien, ebenfalls begeisterte Bergsteigerin, die im Sommer auf verschiedenen Hütten als Kellnerin aushalf, hatte schon von Sepp gehört bevor sie sich kennenlernten und 1956 heirateten. Der Liebe zu den Bergen blieben sie auch als Ehepaar treu, so bewirtschafteten sie einige Jahre das Zeppezauerhaus am Untersberg und später eine Hütte am Dachstein. Ab 1972 gestaltete Sepp Forcher Radiosendungen bis schließlich 1986 die Sendung “Klingendes Österreich” ins Leben gerufen wurde. In 200 Sendungen brachte der belesene Moderator seinen Zusehern die Traditionen und die landschaftlichen Schönheiten Österreichs näher.

Kapelle zum Guten Hirten © www.weyringer.com

Eine Freundschaft fürs Leben

Eine dieser Sendungen wollte Sepp Forcher bei der, von Johann Weyringer gestalteten Kapelle „Zum guten Hirten“ in Thalgaugg drehen und dabei auch den Künstler mit einbinden. Gesagt, getan und damit war der Grundstein für eine außergewöhnliche Freundschaft gelegt.  Man kam sich näher, trank ein Glas Wein und die Einladung zu Sepp und Helli nach Hause wurde ausgesprochen. Der runde Holztisch, der heute in der Ausstellung zu sehen ist, wurde zum Mittelpunkt geselliger Runden. Gemeinsam Erlebtes, Reisen und immer wieder die Welt der Berge führten zu philosophischen Gesprächen, Texten und Bildern.

Forcher war von Weyringers Zugang zur Kunst von Anfang an begeistert: „Mir gefällt beim Weyringer, dass er in der Interpretation der Landschaft vollkommen frei ist und stimmungsabhängig. Du merkst, wenn du ihn gut kennst, was er empfunden hat, wie er das Bild gemalt hat.“

Sepp Forcher und Johann Weyringer im Atelier © Anna-Maria Eder

„Gesammelte, geliebte Dinge“

So ist es kaum verwunderlich, dass sich mit der Zeit viele Weyringer-Originale im Haushalt von Sepp und Helli angesammelt haben – Originale, die in der Ausstellung zu sehen sind. Darüber hinaus bekommen die Besucher aber auch einen Einblick in das Leben des Privatmenschen Sepp Forcher. So ist etwa sein durchgesessener Lieblingslesesessel zu sehen und man erfährt, dass die typischen Forcher-Hemden mit Stehkragen (für ihn als Bartträger waren die einfach praktischer) von seiner Frau genäht wurden. Dazu kommt eine Vielfalt von den „gesammelten, geliebten Dingen“ von Sepp und Helli, die alle einen Platz in deren Wohnhaus in Salzburg Liefering hatten.

Rom und die Berge

Und immer wieder spielen die geliebten Berge eine Rolle. „Der Grund, warum ich auf den Berg geh´, ist nicht der Gipfel. Ich steig´ hinauf, um hinüberzuschauen, ich will wissen, wie´s hinter dem Berg ausschaut“. Die Neugier des „Dahinter-Blickens“ ist auch so eine der Verbindungen zwischen den Freunden Sepp und Hans.

Ebenso wie die ewige Stadt Rom. 2009 und 2017 reisten die beiden in die Geburtsstadt von Sepp Forcher, in der auch Johann Weyringer einige Jahre gelebt und gearbeitet hatte. „Wichtig war dem Sepp, gemeinsam den Ort seiner Taufe aufzusuchen. Die alte Kirche ist nunmehr einer neuen gewichen, heute die Chiesa di Santa Maria della Mercede e Sant`Adriano, in der allerdings der alte Taufstein von damals aufgestellt wurde. Taufdatum war der 20.12.1930. Es war für mich auch eine Besonderheit, einem Freund, der mir so viel Kunstwissen vermittelt hat, mein Rom zu zeigen, wo ich allein arbeitsmäßig seit vielen Jahren sehr zu Hause bin. Alle meine Wege sind wir gegangen. Den Sepp interessierten aber vor allem meine Arbeiten in der Santa Maria dell‘Anima: das Papst Benedikt XVI Fenster in der Sakristei und das große Glaskunstwerk an der Eingangsinnenwand„, erinnert sich Weyringer.

Der Künstler und der Kunstsinnige

„Freundschaften kann man nicht anschaffen, Freundschaften kann man sich nicht erkaufen. Freundschaften ergeben sich aus verschiedenen Umständen.“  Der Künstler und der Kunstsinnige trafen aufeinander und es entspann sich eine ganz besondere Lebensbeziehung. Diese war all die Jahre durch Sympathie und Vertrauen gekennzeichnet bis zum Tod von Sepp Forcher am 19. Dezember 2021, zwei Tage nach seinem 91. Geburtstag und genau drei Wochen nach dem Tod seiner geliebten Helli.

Nicht nur mit dieser Ausstellung wird Sepp Forcher in Erinnerung bleiben, denn: “Es ist ein Geschenk, leben zu dürfen. Man soll jeden Tag genießen, sich den Appetit aufs Leben durch nichts und niemanden vermiesen lassen. Ich bin aber überzeugt, dass es mit dem Tod, wie wir ihn verstehen, nicht aufhört. Es existiert etwas in jedem Menschen, das, was wir Seele nennen. Solange es eine gedankliche Korrespondenz gibt, solange lebt die Seele …“

WEGGEFÄHRTEN. SEPP FORCHER UND JOHANN WEYRINGER
Dauer der Ausstellung: 12.5.2023 bis 24.2.2024
Museum Fronfeste
Hauptstr. 27
5202 Neumarkt am Wallersee