Von Maria Alm zum Königssee

Auf den Spuren der Wallfahrer

Oder vielleicht besser: Grenzen überschreiten. Auf schönsten Wegen durch das Steinerne Meer. Vom Fels zum Urwald. Zum königlichsten See der Alpen.

Zu diesem Artikel würden mir tatsächlich Headlines noch und nöcher einfallen, gespickt mit Superlativen und Schwärmereien. Warum? Weil die Wanderung von Maria Alm zum Königssee für mich tatsächlich eine der schönsten überhaupt ist und noch dazu viele persönliche Erinnerungen birgt.

Wallfahrt seit 1635

Jährlich findet diese Tour als „Almer Wallfahrt“ als Pilgerwanderung in der Woche um „Bartholomeus“ (24. August) mit bis zu 3.000 TeilnehmerInnen statt. Diese Tradition, die älteste Hochgebirgswallfahrt Europas, geht zurück ins Jahr 1635, als Salzburger Bürger als Dank für die überstandene Pest erstmals über das Hochgebirge nach St. Bartholomä am Königssee unterwegs waren.

Von der Sandten zum Riemannhaus

Gehen kann man diese Wallfahrt in schneefreien Zeiten auch individuell, ob aus religiösen oder spirituellen Gründen oder auch einfach, um eine schöne Zeit in der eindrucksvollen Natur des Steinernen Meers zu verbringen und Körper und Geist ordentlich in Bewegung zu bringen. So starten auch wir bereits in den frühen Morgenstunden in der „Sandten“ leicht oberhalb von Maria Alm. Früh losgehen muss man auf jeden Fall, wenn man die Wegstrecke von rund 20 Kilometer so wie wir an einem Tag zurücklegen und auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückkommen möchte.

Auf dem Weg zum Riemannhaus © Margret Hörl

Der Weg führt knackig bergauf, erst auf einem Forstweg und anschließend auf einem schmalen Wanderweg, der immer felsiger und zum Teil auch leicht ausgesetzt wird. Über in Stein gehauene Stufen steigen wir immer weiter nach oben, bewundern die Gipfel rundherum, genießen die fantastische Aussicht und kommen nach gut 2,5 Stunden beim Riemannhaus an. Dort gönnen wir uns ein zweites Frühstück und verschnaufen kurz, bevor es schon wieder weiter geht.

Durchs Steinerne Meer…

Anschließend führt der Weg direkt durchs Steinerne Meer und wir verstehen immer besser, wie es zu diesem Namen kam. Das steinige Hochplateau, auf dem auch noch einige Fossilien zu finden sind, erinnert mit seinen wasserzerfressenen Felsen an ein zu Stein gewordenes Meer mit wogenden, steinernen Wellen. Wir entdecken einige Schafe zwischen den Felsformationen, die hier ihre Sommerfrische verbringen. Der Weg führt hier sehr angenehm flach bis leicht absteigend und bringt einen in einen schönen Wander-Flow. Nicht lange dauert der ganz felsige Teil, schon bald wird es erstaunlich grün und in einem schönen Kiefernwald entdecken wir den Grenzstein – wir sind schon in Deutschland!

… zum Kärlingerhaus

Damit nähern wir uns der zweiten und letzten Hütte am Weg, dem Kärlingerhaus, das wunderschön am Funtensee liegt. Der Funtensee ist übrigens als Kältepol Deutschlands bekannt, hier wurden bereits Kälterekorde von -44° C gemessen. Bei unserem Besuch finden gerade Hubschrauberlieferungen statt, was zum einen spannend zum Zuschauen ist und uns zum anderen vor Augen führt, welch Aufwand hinter dem Betreiben von Schutzhütten steckt und wie sorgsam man mit Lebensmitteln, Wasser und Energie hier oben umgehen sollte.

Nach einem frühen Mittagessen am Kärlingerhaus wandern wir weiter. Noch fühlen wir uns recht fit, aber es liegen ja auch noch ca. 3,5 Stunden Fußmarsch vor uns, größtenteils bergab.

Sausteige oder Sagerecksteig zum Königssee

Kurz nach dem Kärlingerhaus befindet sich eine Weggabelung: Links geht es über die berüchtigte „Sausteige“ hinab zum Pilgerort St. Bartholomä, rechts über den Sagerecksteig zur Saletalm am hintersten Ufer des Königssees. Wir entscheiden uns heute für den Steig, der am schön gelegenen Grünsee vorbeiführt. Der Weg führt uns durch einen grünen „Urwald“, der uns daran erinnert, dass wir in einem Naturschutzgebiet sind, wo beispielsweise umgestürzte Bäume liegen bleiben dürfen. Es geht immer weiter steil bergab, über Holz- und Steinstufen, zum Teil mit Seil und Tritthilfen. Auch wenn wir den Königssee schon sehen, dauert es doch noch eine ganze Weile, bis wir endlich mit müden Beinen unser Ziel erreichen und direkt in den erfrischenden See springen.

Nach einer Einkehr bei der urigen Saletalm mit selbstgemachtem Käse nehmen wir das Schiff nach „Königssee“, halten kurz bei der berühmten Wallfahrtskirche St. Bartholomä und schauen schon etwas nervös auf unsere Uhren, denn wir wollen schließlich den Almerlebnisbus um 17.30 Uhr in Hintersee erwischen. Dafür nehmen wir uns schließlich ein Taxi von Königssee nach Hintersee und fahren von dort mit dem Almerlebnisbus gemütlich zurück nach Saalfelden. Der Bus fährt bis Weißbach auf wirklich spektakulärer Strecke auf einer Straße, die für andere Fahrzeuge gesperrt ist – der Name „Almerlebnisbus“ ist Programm!

Wer diese Route nachgehen möchte, hier noch ein paar Tipps und Hinweise: