Friggas Schleier

Faszinierende Welt aus Eis

Die Eisriesenwelt ist die größte Eishöhle der Welt und zählt zu den spektakulärsten Naturwundern.

Die funkelnden Eisskulpturen in der Höhle im Tennengebirge bei Werfen werden jährlich von rund 170.000 Besucher*innen bewundert.

Die Eisriesenwelt auf über 1.600 Meter Seehöhe hoch über dem Salzachtal ist die größte Eishöhle der Welt: Bei einer geführten Besichtigung legen Besucher gut einen Kilometer Wegstrecke und 134 Höhenmeter zurück. Über 1.400 Stufen erklimmt man riesige Naturhallen im Inneren des Tennengebirges, passiert enge Durchlässe und wird immer wieder von zauberhaften Eisfiguren überrascht. Einzige Lichtquelle sind die Karbidlampen der Besucher*innen sowie Magnesiumstreifen, die beim Abbrennen die grandiosen Eisformationen erstrahlen lassen.

Ein Hauch von Ewigkeit

In der Eishöhle zirkuliert kalte Luft, zumeist hat es um null Grad. Bizarre Eisformationen glänzen und schimmern türkis oder blendend weiß. Durch unzählige Spalten und Ritzen ist das Höhlensystem mit der Außenwelt verbunden. Ein riesiges Labyrinth an Gängen und Höhlen führt über 40 Kilometer ins Innere des Tennengebirges. Zugänglich ist jedoch nur rund ein Kilometer.
Gemeinsam mit seinen acht Höhlenführer, in den Sommermonaten sind es insgesamt rund 50 Mitarbeiter, mussten die Wege im Berg noch teilweise vom hohen Eis freigemacht werden. In der Höhle zieht es, denn die Türen sollen bei unter null Grad geöffnet sein, „aber beim Pickeln und Arbeiten gerät man ins Schwitzen“, schmunzelt Reinstadler. Die Höhlenführer bearbeiten in mühsamer Handarbeit Stufen und Durchgänge, um die Holzstege und Metalleitern des Höhlenrundgangs gänzlich frei von Eis zu bekommen.

Der Klimawandel ist in der Eisriesenwelt – im Unterschied zu anderen Eishöhlen – (noch) nicht spürbar, das Eis wächst nach über 100 Jahren erfreulicherweise immer noch, „wir wissen teilweise gar nicht, wohin damit.“ Erklärbar ist das unter anderem durch das Eiswachstum aufgrund des Kamineffektes in der Höhle, der kalte Luftmassen bis auf etwa einen Kilometer ins Höhleninnere transportiert. „Dazu ist es extrem gut isoliert.“
Das Höhleneis verändert sich im Rhythmus der Jahreszeiten. Im Winter strömt viel kalte Luft durch die Höhlengänge. Wenn dann im Frühjahr auf den Bergen die Schneeschmelze beginnt, sickert Wasser durch die Felsspalten und gefriert in der kalten Höhle. Der Höhepunkt der Eisbildung ist Anfang Juni erreicht. Im Hochsommer geht dann auch in der Höhle das Eis zurück.  Als die Höhle entdeckt wurde, war sie etwa am Eingang eisfrei, mittlerweile ist das Bodeneis um gut zehn Meter höher geworden.

Spektakulär funkelnde Eisskulpturen

Einer der Höhepunkte der Höhle ist die Hymirhalle, die fast völlig vom Eis ausgefüllt wird. „In diesem Jahr sind unzählige neue Eiszapfen und große Skulpturen entstanden. Ein starker Winter mit viel Schnee wirkt sich nicht unbedingt auf die Eisdicke aus. Gut ist es, wenn der Winter kalt ist“, so der Betriebsleiter. „Wenn gewisse Spalten nicht zufrieren, dann kann auch Wasser reintropfen.“ So entstehen neue spektakuläre, funkelnde Eisskulpturen, die teils bis zu 25 Meter hoch sind.

Bis zu 170.000 Besucher jährlich

Die Besucherinnen und Besucher bekommen für ihre Führung eine nostalgische Karbidlampe und können so die verschiedenen Hohlräume mit spektakulären Eisformationen vom Licht her am eindrucksvollsten bewundern: Erstarrte Wasserfälle und Springbrunnen schimmern blau und grün, Eiszapfen bilden bizarre Vorhänge. Eine Führung, bei der 134 Höhenmeter zu bewältigen sind, dauert eine gute Stunde. Wegen der Temperaturen um null Grad sollte man sich in der größten Eishöhle der Welt unbedingt Handschuhe und Mütze anziehen.
In den vergangenen Jahren waren es bis zu rund 170.000 Besucher*innen, die pro Saison die Eisriesenwelt, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes besichtigen. Onlinereservierungen sind günstiger und versprechen keine Wartezeiten. Auch bei schönem Wetter ist ein Besuch sehr zu empfehlen. Lohnend auch ein anschließender Besuch auf der Gästeterrasse mit fantastischem Ausblick beim Dr. Oedl-Schutzhaus, das 2024 sein100-jähriges Bestehen feiert.

Zur Geschichte der Eisriesenwelt

Erst 1879 drang der Salzburger Naturforscher Anton von Posselt rund 200 Meter weit ins Dunkel vor und entdeckte die Eisriesenwelt. Weiter konnte er nicht mehr. Die Eisdecke wurde zu steil für ihn; seine Ausrüstung war zu schlecht. Seinen Umkehrpunkt markierte er mit einem schwarzen Kreuz am Felsen, dem Posselt-Kreuz. Danach wurde die Höhle wieder weitgehend vergessen.

Alexander von Mörk folgte Posselts Forscherdrang 1913. Er war von der Höhle so fasziniert, dass er sich hier seine letzte Ruhestätte wünschte. Im Jahre 1913 gelang es einigen Forschern, unter ihnen Alexander von Mörk, das steilste Stück der Eisdecke, den Großen Eiswall, zu bezwingen. Alexander von Mörk war zudem auch der erste Forscher der es wagte, den Sturmsee, einen kleinen Durchgang, der damals unter Wasser stand, zu passieren. Dahinter entdeckte er eine riesige Halle, die später nach ihm benannt wurde. 1914 musste Alexander von Mörk in den Ersten Weltkrieg ziehen. Dort fiel er dann im Alter von 27 Jahren. Sein letzter Wille war es, in der Eisriesenwelt begraben zu werden. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und er wurde Mitte der 1920er Jahre im von ihm entdeckten Alexander-von-Mörk-Dom beigesetzt. Während dieser Zeit stand das Germanische hoch im Kurs, was die Namen für viele der Eisgebilde erklärt: Hymirhalle, Friggas Schleier, Odinsaal oder Utgardsburg.

Am 26. September 1920 wurden erstmals Gäste durch die Eisriesenwelt geführt.
Heuer ist die Eisriesenwelt von 29. April bis 31. Oktober 2023 geöffnet.

Fotos Copyright Eisriesenwelt und Maria Riedler

9 Plätze – 9 Schätze

Auch nach zehn Jahren warten viele heimische Schätze in Österreich auf ihre Entdeckung. Daher werden am Donnerstag, dem 26. Oktober 2023, um 20.15 Uhr live in ORF 2 in der gleichnamigen ORF-TV-Show ein weiteres Mal „9 Plätze –9 Schätze“ vorgestellt und ein Platz zum Sieger gekürt. Für Salzburg geht in diesem Jahr die Eisriesenwelt ins Rennen.