Eintauchen in das Leben von Annemarie Moser-Pröll

Annemarie Moser-Pröll ist Österreichs vielfach gefeierte Jahrhundertsportlerin.

Im Skimuseum in Werfenweng ist eine Sonderschau über das Leben der erfolgreichen Skifahrerin aus Kleinarl (Pongau) zu sehen.

Annemarie Moser-Pröll muss man eigentlich nicht vorstellen. In den 1970er-Jahren gewann sie fast alles an Skirennen, was man gewinnen konnte. „La Pröll“ nannte man die Salzburgerin in den 1970er-Jahren vor allem in Frankreich ehrfürchtig. Von der Sportpresse wurde sie als „Skikönigin“ oder auch „Goldmarie“ gefeiert. Pröll dominierte den Skirennsport gut ein Jahrzehnt lange wie keine Läuferin vor ihr.

Bereits als junges Mädel raste das sechste von acht Bergbauernkindern aus Kleinarl mit den Brettern ihres größeren Bruders die verschneiten Hänge in Kleinarl hinab. Kurz vor ihrem 15. Geburtstag bestritt die Kleinarlerin ihr erstes Weltcuprennen: „Ich wollte Weltmeisterin werden“, erzählt sie und dass sie immer schon vom Skifahren fasziniert war. Nur zwei Jahre später gelang es ihr 1971, einen ersten Weltcupsieg beim Riesenslalom in Maribor einzuholen.

Jagdhündin Dinka begleitet Annemarie Moser auf die Pirsch (Foto: Riedler)

Sonderausstellung „Mein Leben als Jahrhundertsportlerin“

Eine Sonderausstellung in Werfenweng zeigt derzeit das sportliche und private Leben von ihr. „Mein Leben als Jahrhundertsportlerin“ beleuchtet die Karriere in den gesellschaftlichen Zusammenhängen der Wirtschaftswunderjahre und des Aufschwungs im österreichischen Skisportbetrieb. Anhand ihrer Biografie werden die damaligen Bedingungen für Frauen im Skisport skizziert, erzählt der Historiker Andreas Praher zur Sonderausstellung. „Wir haben aber auch bewusst versucht, dem Druck nachzuspüren, den sie zu dieser Zeit ausgesetzt war.“
„Ich habe die Einladung zur Ausstellung erst einmal ein Monat lang auf meinen Küchentisch liegen lassen“, schmunzelt die am 27. März 1953 in Kleinarl geborene Pröll, die 1973 ihren Mann Herbert heiratete und seither eigentlich Annemarie Moser heißt.

Zur Eröffnung der Sonderausstellung wurde ihr 70. Geburtstag mit vielen Geschenken gefeiert. Im Bild r. Obmann und Kurator des FIS-Skimuseums, Hans Müller (Foto: Riedler)

„Ich bin einfach gut Ski gefahren“

Das harte Training und die vielen Entbehrungen hat Moser nie als Verzicht empfunden. „Ich fühlte mich nie wichtig. Ich habe nur hart gearbeitet und bin gut Ski gefahren.“ So gut, dass sie bislang erfolgreichste österreichische Skifahrerin ist. Fünf Gesamtsiege im Skiweltcup, fünf Mal WM-Gold: Annemarie Moser-Pröll hatte bis 1975 alles erreicht. Nur olympisches Gold fehlte in der Sammlung, trotzdem legte sie für ihren krebskranken Vater eine Pause ein. Kurz vor der Saison 1975/76 setzte sie einen Winter aus, um ihn zu pflegen. Dadurch verpasste sie auch die Heim-Winterspiele 1976 in Innsbruck. Denn in Sapparo 1972 gelang es ihr „nur“ zwei Silbermedaillen zu gewinnen: „Eine schwierige Zeit war das damals. Mit dem Ausschluss von Karl Schranz, der uns alle traf. Das ist aber eine eigene Geschichte.“

Lake Placid Fanclub aus Kleinarl
Die Mitglieder ihres Lake Placid Fanclubs sind auch jetzt noch bei wichtigen Ereignissen vor Ort. (Bild: Riedler)

„Lake Placid Fanclub“ aus Kleinarl

So fehlte nur noch Olympiagold in ihrer Sammlung – und das holte sie bei den 13. Olympischen Spielen in Lake Placid nach, wo sie trotz langer sportlicher Pause antrat. In Kleinarl formierte sich dafür der „Lake Placid Fanclub“, der sie zu den Rennen begleitete: „Ich bin mit dem Lift hinaufgefahren und habe im Zielraum meinen Fanclub gesehen. Diese Verrückten hatten bereits ein Transparent mit der Aufschrift `Gold´ vorbereitet“, lacht sie in Erinnerung. „Natürlich hat es mich beflügelt und ich dachte mir, dass ich sie nicht enttäuschen darf.“ Mit Startnummer 6 legte sie eine Traumzeit hin und holte sich den längst verdienten Olympiasieg. Gefeiert hat man sie immer gewaltig: „Mein Fanclub durchbrach alle Absperrungen.“

Annemarie Moser

geborene Annemarie Pröll am 27. März 1953
Weltcup-Debüt: 17. Jänner 1968
Karriereende: 12. März 1980
Größte Erfolge, Olympia: 1 x Gold (Abfahrt 1980), 2 x Silber (Abfahrt & RTL 1972); WM: 5 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze; 6-fache Gesamtweltcupsiegerin, 62 Weltcupsiege; 7-fache österreichische Sportlerin des Jahres; Weltwintersportlerin des Jahrhunderts. 1999 wurde sie in der Wiener Staatsoper zur Skisportlerin des 20. Jahrhunderts gekürt.
2008 starb ihr Mann Herbert Moser. Ihr „Cafe Annemarie“ in Kleinarl hat sie längst verkauft, es heißt seitdem Cafe Restaurant Olympia. Annemarie Moser lebt mit ihrer Familie (Tochter Marion und Enkel Elias) in Kleinarl, Pongau.

Die Sonderausstellung „Annemarie Moser-Pröll. Mein Leben als Jahrhundertsportlerin“ im Salzburger FIS-Landesskimuseum in Werfenweng zeigt bis 31. Oktober 2024 das sportliche und private Leben des Skisuperstars. Zu sehen sind neben vielen Trophäen, persönlichen Erinnerungen auch Original-Filmaufnahmen von den Olympischen Winterspielen in Lake Placid 1980, Video-Interviews mit ihr und ihren Wegbegleitern.