© Buchbinderei Fuchs

Der Fuchs unter den Buchbindern

Altes Handwerk neu gedacht

Ausgefuchst muss man definitiv sein, um aussterbende Künste in der heutigen Zeit hochleben lassen zu können. Dass er das ist, beweist Christian Fuchs in der Buchbinderei Fuchs in Saalfelden mit neuen Ideen rund um das traditionelle Handwerk.

Unscheinbar liegt die Buchbinderei Fuchs zwischen den beiden Kreisverkehren in Saalfelden. Ein blaues Gebäude direkt an der Hauptstraße, beschriftet mit „Universalgrafische Werkstätten – Druckkunst – Papier – Buchbinderei“. Eine kurze Treppe führt zur Eingangstür – und eröffnet den Blick in eine andere Welt.

Die Handwerkstatt

Im Inneren erwartet mich schon Christian Fuchs, der die Buchbinderei gemeinsam mit seinem Vater aufgebaut und inzwischen übernommen hat. Rundherum befinden sich, wie sollte es anders sein, Bücher. Alte, kaputte, große, kleine, dünne, dicke und vor allem einzigartige Bücher. Eine der Mitarbeiterinnen ist soeben dabei, den Rücken eines Buches zu reparieren. Mit Hand wird dabei geklebt, gefalzt und geheftet. „Bücher reparieren ist eine unserer Kernaufgaben. Kunden bringen uns ihre Lieblingsbücher, die meist ideellen Wert für sie haben: das Kochbuch der Oma, ein altes Kinderbuch. Oft sind es Rückenprobleme, die es zu beheben gilt“, erzählt Christian und zeigt dabei auf verschiedene Exemplare. Die Fäden werden bei den Büchern geheftet wie vor 500 Jahren. Ein Grund, warum die Buchbinderei im Jahr 2020 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt wurde. In dieses Verzeichnis werden aber keinesfalls aussterbende Techniken aufgenommen, vielmehr geht es um den Schutz erhaltenswerter Künste.

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Speisekarten aus Meisterhand

Viele Buchbinder hören auf, zu sehr verdrängen moderne Produktionsverfahren und -orte das althergebrachte Handwerk. „Dabei hat unser Beruf sehr wohl Zukunft, es gilt, ihn nur in die Neuzeit zu heben“, erklärt Christian und führt mich in die Abteilung, die seine Buchbinderei auszeichnet: die Speisekartenproduktion. Früher wurden in der Buchbinderei Fuchs viele Kalender mit Ringeinband produziert, als diese nicht mehr modern waren, entwickelte Christian eine Weltneuheit. Das ClemmUp®-System für Speisekarten ermöglicht ein besonders einfaches Wechseln der Menüblätter. Für dieses Patent hat Christian gemeinsam mit einem Maschinenbauer eine eigene Maschine gebaut, die das Bindesystem produziert. Und genau den Puls der Zeit getroffen. Gastronomiebetriebe aus aller Welt lassen ihre Speisekarten in der Buchbinderei Fuchs in Saalfelden produzieren. Christian zeigt stolz auf die verschiedenen Karten, die hier bereits gemacht wurden: Einbände aus Holz, Leder, Leinen, Stein und Holz, mit Gravuren und Drucken, in verschiedensten Farben und Größen, komplett individuell gestaltet. Sie alle werden hier in kompletter Handarbeit gefertigt, bestechen durch ihre hohe Qualität und sind bekannt für ihre lange Haltbarkeit. Ca. 1.000 Speisekartenaufträge pro Jahr sind es, die von Christian und seinem Team abgewickelt werden.

© Buchbinderei Fuchs

Handwerk durch und durch

Und wie genau die handwerkliche Fertigung funktioniert und aussieht, zeigt Christian im Untergeschoß der Buchbinderei. Da hängen Lederhäute an den Wänden, aus denen Einbände herausgeschnitten werden. Verschiedenstes Papier, Leinen und Karton sind gelagert und warten auf ihre Verwendung. Maschinen zum Gravieren, Stanzen und Drucken stehen bereit. Zwei Mitarbeiterinnen falten und kleben gerade Umschläge. Stapel von fertigen Speisekarten stehen bereit, um ausgeliefert zu werden. Gearbeitet wird ruhig, präzise und konzentriert.

Rahmenatelier und Digitaldruck

Einen Raum weiter sieht es plötzlich schon wieder ganz anders aus: Alles ist voll mit Profilen und Leisten, in verschiedenen Farben, Materialien, Längen und Breiten. Eine Mitarbeiterin repariert gerade mit viel Fingerspitzengefühl einen kaputten Rahmen. „In unserem Rahmenatelier finden wir den passenden Rahmen für die Bilder unserer Kunden, dabei können wir aus ca. 400 verschiedenen Leisten und Rahmen wählen und schneiden auch das Glas, unter anderem in Museumsqualität, direkt hier in der Werkstatt“, gibt Christian einen Einblick in diese Abteilung. Weiter geht es noch ins Digitalbüro, wo sich zwei Grafiker um die digitale Gestaltung kümmern, denn analog und digital gehen Hand in Hand. Diplomarbeiten, Dissertationen, Einladungen für Hochzeiten, Visitenkarten und vieles mehr werden hier gestaltet und gedruckt.

© Buchbinderei Fuchs

Kurse in der Druckwerkstatt

Zum Abschluss gehen wir noch ganz nach oben, wo sich ein absolutes Highlight verbirgt: Die Druckwerkstatt. Ein großer Raum voll mit traditionellen Druckmaschinen, Papieren, Buchstaben und Drucken, der seit 2019 für Kurse und Workshops genutzt wird. Ein lebendiges Museum, das zum Erleben und Begreifen aller analogen Druckverfahren – übrigens auch immaterielles Kulturerbe – und der händischen Papierherstellung gedacht ist. „Alte Druckmaschinen üben eine besondere Faszination auf mich aus und so habe ich in den letzten Jahren so einiges gesammelt, das wir nun für unsere Druckwerkstatt und unsere Kurse verwenden können“, erzählt Christian. Seine Partnerin Heidrun ergänzt mit vor Freude sprühenden Augen: „Es ist so schön, die Begeisterung der Menschen in diesem Raum zu erleben. Wie sie ihre Kreativität ausleben und einzigartige Werke aus all dem schaffen, das ihnen hier zur Verfügung steht.“ Fast wöchentlich finden in der Druckwerkstatt Kurse rund ums Papierschöpfen, verschiedene Druckverfahren, Kalligrafie und Buchbinden statt, außerdem können individuelle Kurse ab 4 Personen zu vielfältigen Themen gebucht werden sowie Kindergeburtstage veranstaltet werden.

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Hier geht es zu den Workshops: https://www.buchbindereifuchs.at/abteilungen/druckkunst

Buchbinderei Christian Fuchs e.U.
Zeller Bundesstraße 4
5760 Saalfelden
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