Buchtipp: „Lieber Winter!“

Eine Liebeserklärung an den Winter

Die Salzburger Texterin und Autorin Franziska Lipp hat ein neues Buch geschrieben. In „Lieber Winter!“ führt sie Leser*innen anhand von kleinen Erzählungen und poetischen Texten durch die kalte Jahreszeit und gibt Impulse, diese in vollen Zügen zu genießen. Es ist eine „literarische Winterreise“, die im Spätherbst beginnt und im Februar endet: Inspirieren ließ sich die Autorin von der Natur sowie von Bräuchen und Traditionen aus ihrer Heimat, dem SalzburgerLand. Wir haben Franziska Lipp zum Gespräch gebeten.

Franziska, in der Einleitung deines neuen Buches schreibst du, dass sich viele Menschen schwer tun mit dem Winter, der Kälte und der Dunkelheit. Ist das bei dir ganz anders?

Nicht unbedingt! Auch ich nehme die dunkle Jahreszeit manchmal als bedrückend oder herausfordernd wahr. Der Sommer ist einfach in vielen Dingen leichter: Es ist lange hell, alle sind draußen und man braucht weniger Kleidung. Im Winter geht man abends nicht mehr gerne aus dem Haus, längere Autofahrten werden bei Schneetreiben mühsam, man verbringt mehr Zeit daheim, fühlt sich sogar manchmal etwas isoliert von der Welt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit: Der Winter bietet uns unglaublich viele schöne Möglichkeiten vom Skifahren über den Christkindlmarktbesuch bis hin zum Jahreswechsel. Aber er bietet uns auch die Möglichkeit des Rückzugs und wie wir es in der Natur sehen, braucht es genau diesen Rückzug, um neue Energien zu tanken. Der Winter ist eine wunderbare Jahreszeit, die wir aber nur genießen können, wenn wir diese Zeitqualität auch erkennen.

Was meinst du mit dieser Zeitqualität genau?

Ich kann mich an eine Situation in Leogang erinnern: Wir waren ein paar Tage vor Weihnachten beim Skifahren und saßen hinterher in der Lobby des Hotels. Wir tranken Tee und aßen Kekse, im Hintergrund sang ein Chor Weihnachtslieder und draußen ging ein Paar mit einem schwarzen Hund im Schnee spazieren. Alles war in das magische Licht der blauen Stunde gehüllt und ich nahm diese Szene mit allen Sinnen wahr – sie war so poetisch, dass sie beinahe unwirklich erschien. Es war ein Moment, den ich nie im Leben vergessen werde. Alles schien wie verzaubert: Es war der pure winterliche Glücksmoment. Und derer gibt es viele: Man muss sie nur erkennen, wahrnehmen und zulassen. Das Buch soll dabei helfen, die Achtsamkeit und die Wahrnehmung für solche Momente zu schärfen.

Was sind deine liebsten Rituale im Winter?

Ich liebe es, mich zur blauen Stunde mit einer Tasse Tee ans Fenster zu setzen oder nach draußen zu gehen und zu beobachten, wie der Tag endet. Besonders schön ist auch immer der erste Skitag im Advent, der Besuch einer Rorate am frühen Morgen und das Räuchern mit Harzen. Ich habe übrigens herausgefunden, dass der Germteig für Buchteln besonders gut aufgeht, wenn ich vorher räuchere. Zufall oder nicht – aber es funktioniert. Das Rezept für die weihnachtlichen Buchteln aus meiner Kindheit findet sich übrigens auch im Buch.

Du bist im SalzburgerLand aufgewachsen. Wie hat dich deine Heimat geprägt?

Ich bin seit Kindesbeinen eine leidenschaftliche Skifahrerin, ich mag das alte überlieferte Brauchtum wie Martini, Nikolaus und Krampus, die Raunächte und Maria Lichtmess. Der Winter ist eine magisch-mystische Zeit, die uns ganz viel Ruhe schenkt. Wir können uns in uns selbst und in unser Zuhause zurückziehen. Wenn wir nach draußen gehen, erwartet uns eine Natur, die sich zur Ruhe begeben hat und auch Ruhe ausstrahlt. Der Schnee tut sein übrigens: Vor allem der Tag, an dem es zum ersten Mal schneit, ist etwas ganz Besonderes.

Warum beginnt das Buch Ende Oktober und endet Anfang Februar?

Ich habe mich vom Jahreskreis, Naturbeobachtungen und meinem eigenen Empfinden leiten lassen. Mit der Tag-und-Nacht-Gleiche Ende September spüren wir merkbar, dass das Licht weniger wird und die Tage kürzer werden. Nun geht es in Richtung Winter und Dunkelheit. Am 21. Dezember „dreht“ der Tag, das heißt die Tage werden in sehr kleinen Schritten wieder länger. Am 2. Februar feiern wir Maria Lichtmess und es ist bereits wieder eine Stunde länger hell. Damit habe ich persönlich immer das Gefühl, die dunkelste Zeit des Jahres ist vorüber.

Für wen hast du dieses Buch geschrieben?

Mein Wunsch wäre, dass genau jene Menschen das Buch lesen, die dem Winter bislang nicht so viel abgewinnen können. Ich würde mich freuen, wenn das Buch bei dem ein oder anderen die Liebe zum Winter entfachen könnte. Aber natürlich ist es auch für alle Winterliebhaber*innen gedacht.

Die SalzburgerLand Tourismus und dich verbindet eine lange Partnerschaft. Du hast dich beim Buchtitel sogar von einer Kampagne inspirieren lassen?

Das ist richtig. Die Kampagne der vergangenen Winter im SalzburgerLand trug den Titel „Lieber Winter“. Das hat mich wahrhaft inspiriert, wobei ich die ersten Aufzeichnungen für das Buch bereits vor über zwanzig Jahren gemacht habe. Manche Dinge brauchen einfach etwas länger, bis sie umgesetzt werden – und einen ausschlaggebenden Impuls.

Dein Buch enthält auch kleine Tipps und Ratschläge. Worum geht es dabei?

Es sind kleine Anregungen, die Leser*innen dabei unterstützen können, die wunderbare Zeitqualität des Winters noch besser zu nutzen: So gibt es beispielsweise ein kleines Kerzenritual für die Thomasnacht zur Wintersonnenwende oder ein sehr lustiges Weihrauchorakel-Spiel für Silvester.

Wann ist der beste Zeitpunkt, das Buch „Lieber Winter!“ zu lesen?

Mein Rat wäre, das Buch ab November im Wohnzimmer oder am Nachttisch liegen zu lassen: Es ist wie ein kleiner „literarischer Wegweiser“ durch den Advent, die Weihnachtszeit, die Raunächte und den Jänner. Wer es regelmäßig zur Hand nimmt, um darin zu lesen, wird immer wieder neue Impulse, Denkanstöße und Anregungen für die kalte Jahreszeit erhalten.

Weitere Bücher der Autorin: