Das Krimmler Achental, mit den Wasserfällen am Talanfang, den idyllischen Almen, der Krimmler Ache sowie dem Gletscher am Talschluss ist etwas ganz Besonderes. Ich habe zwei beeindruckende Wanderungen im Talinneren unternommen. Hier meine persönlichen Highlights.
Auf die Warnsdorfer Hütte und die Gamsspitze
Es ist 09:00 Uhr. Ich befinde mich auf der Jaidbachalm, die seit 30 Jahren von meinen Eltern und weiteren Familienmitgliedern bewirtschaftet wird. Die Kühe sind bereits gemolken und grasen auf den saftigen Almwiesen, meine Eltern sind in der Käserei mit der Produktion gleich mehrerer Bio-Käsesorten beschäftigt. Ich hingegen kann bei diesem perfekten Wetter und der klaren Sicht nicht widerstehen und starte zu einer Wanderung zur Warnsdorfer Hütte und auf die Gamsspitze.

Die Jaidbachalm liegt im Inneren Krimmler Achental, etwa drei Kilometer nach dem Krimmler Tauernhaus und ungefähr gleich weit vom Talschluss entfernt. Die ersten Kilometer von der Alm führen über die Forststraße, vorbei an der Ausser- und der Innerkeesalm, immer weiter in Richtung Talschluss. Um ein wenig Zeit zu sparen, nehme ich das Rad. Kurz vor dem Talschluss zweigt ein Weg links zur Warnsdorfer Hütte ab. Immer mehr nähere ich mich dem Krimmler-Kees-Gletscher. Kräftig dröhnt das Wasser, das vom leider stets schwindenden Gletscher fließt. Nach einer guten Stunde erreiche ich die Warnsdorfer Hütte auf 2.324 m. Auf der Terrasse gönne ich mir eine Kaffeepause, wobei ich von der Terrasse aus den mächtigen Gletscher sozusagen direkt vor mir habe.

Nach der Pause auf der Warnsdorfer Hütte, die bekannt ist für ihr hausgemachtes Essen und die feinen Mehlspeisen, mache ich mich auf den Weg zur Gamsspitze. Immer muss ich stehenbleiben, um von den hier so reichlich wachsenden Heidelbeeren zu probieren. Je höher ich komme, desto steiniger wird der Weg, und einige steile Passagen gilt es zu meistern. Dann ist er da: der Gipfel der Gamsspitze auf knapp 2.900 m. Rund um das Gipfelkreuz ist nicht viel Platz, doch die Rundumsicht auf die Venedigergruppe und den Obersulzbachkeesgletscher ist überwältigend. Die Jause schmeckt bei dieser Aussicht besonders gut – selbstverständlich habe ich auch Almkäse meiner Eltern eingepackt.

Die Warnsdorfer Hütte ist von Juni bis September geöffnet.
Weitere Informationen: www.warnsdorferhuette.at
Panorama-Rundweg über das Windbachtal und den Eissee bis zur Richterhütte
Am nächsten Tag steht eine weitere Wanderung auf dem Plan. Ich gehe zunächst von der Jaidbachalm etwa einen Kilometer talauswärts bis zur Abzweigung Richtung Windbachalm. Über einen Forstweg geht es in das Windbachtal, ein Seitental des Krimmler Achentals. Schon bald öffnet sich der Blick auf die Windbachalm im Hintergrund und das weitläufige Bergpanorama des Tals.
Der Weg führt vorbei an der Windbachalm weiter taleinwärts. Der historische Pfad ist teilweise mit Pflastersteinen gelegt. Ich begegne einem Mitarbeiter des Nationalparks Hohe Tauern, der mir erzählt, dass einige Stellen gerade renoviert werden. Bei einer Wegkreuzung auf 2.105 m erinnert eine kleine Gedenkstätte daran, dass hier 1947 jüdische Flüchtlinge eine gefährliche Flucht Richtung Italien unternahmen. Der geschichtsträchtige Weg führt links Richtung Tauern und Südtirol weiter. Ich biege jedoch rechts Richtung Windbachscharte ab.
Der Aufstieg geht steil nach oben und bringt mich einige Male außer Atem. Ich genieße die Ruhe – außer den Geräuschen der Schafsglocken herrscht hier nur Stille. Oben angekommen, ist die Vegetation karg, und Steine sowie imposante Steinplatten dominieren die Landschaft. Eigentlich sollte ich Richtung Richterhütte abbiegen, aber den kurzen Umweg zum Eissee lasse ich mir nicht entgehen. Ich bereue es nicht, denn der Bergsee ist wie spektakulär in die Bergwelt eingebettet und funkelt magisch. Der perfekte Platz für meine Mittagspause.

Ein kurzes Nickerchen und die Wanderung Richtung Richterhütte kann weitergehen. Der Höhenpanoramaweg führt über mehrere Kilometer und eröffnet immer wieder beeindruckende Ausblicke auf das Windbachtal. Anfangs geht es ziemlich flach weiter, bis es wieder steiler und anspruchsvoller wird. Vor allem die letzten Meter vor der Scharte haben es in sich und erfordern Schwindelfreiheit. Geschafft! Ich bin auf der Windbachscharte auf knapp 2.700 m angekommen, von der sich ein überwältigender Blick auf die Richterhütte und das Tal bietet. Ein leicht schwindelerregendes, aber unvergessliches Panorama.
Nun folgt der Abstieg zur Richterhütte, der einiges leichter ist. Noch ein kleiner See und schon ist die Hütte erreicht. Ich kehre ein, werde mit Kaspressknödeln gestärkt und komme mit Gästen ins Gespräch. Es ist bereits 16:00 Uhr. Gerne würde ich noch etwas länger hier verweilen, doch ich muss noch hinunter zum Tauernhaus. Der Weg führt zunächst über einen Wanderpfad, später über eine Forststraße entlang des Rainbachtals. Es zieht sich, bis ich dann nach gut zwei Stunden wieder im Krimmler Achtental bin und das Krimmler Tauernhaus erreiche. Müde und dankbar für diesen wunderschönen Tag spaziere ich dann noch die letzten drei Kilometer taleinwärts zu unserer Alm. Ob Mama wohl was Gutes gekocht hat?

Die Richterhütte ist gewöhnlich von Juni bis September geöffnet.
Weitere Informationen: www.richterhuette.com