Auf der anspruchsvollen Wanderung von Maria Alm zum Riemannhaus eröffnen sich beeindruckende Ausblicke auf das Steinerne Meer, die umliegenden Gipfel der Berchtesgadener Alpen und das Saalfeldner Becken bis zum Kitzsteinhorn. Oben angekommen lädt die liebevoll renovierte Hütte zu einer wohlverdienten Rast ein.
Für den Ausflug zum Riemannhaus, einer Schutzhütte der Sektion Ingolstadt des Deutschen Alpenvereins, fahren wir durch den idyllischen Ort Maria Alm – bekannt für den höchsten Kirchturm im SalzburgerLand – bis zum kostenfreien Parkplatz Sandten. Auf gut 1.100 Metern beginnen wir unsere Wanderung. Der erste Abschnitt führt über einen Güterweg bis zur Talstation der Materialseilbahn, von wo ein gut erhaltener Wanderweg zum Riemannhaus führt. Sind es ganz am Anfang noch Latschen, die den Weg prägen, so geht die Landschaft bald in felsiges Gelände mit schroffen Steinformationen und ausgesetzten Hängen über.
Wir merken schnell, dass es sich um eine anspruchsvolle Wanderung handelt, bei der alpine Erfahrung und Trittsicherheit notwendig sind. Schon nach kurzer Zeit queren wir eine besonders exponierte Stelle, die mit Drahtseilen gesichert ist. Doch gerade Passagen wie diese bieten immer wieder spektakuläre Ausblicke. Das Gepfeife von Murmeltieren begleitet uns. Bei einer schattigen Stelle – eine Seltenheit auf dieser sonnenexponierten Route – legen wir eine kurze Pause ein, bevor es im letzten Drittel der Wanderung besonders anspruchsvoll wird. Konzentriert und mit Respekt vor dem Gelände halten wir uns an den Seilsicherungen an. Nach gut drei Stunden erblicken wir dann die Silhouette des Riemannhauses und erreichen wenig später die renovierte Schutzhütte auf einer Höhe von 2.177 m.

Motivierte Hüttenwirte
Als wir beim Riemannhaus eintreffen, herrscht reges Treiben – obwohl die Saison offiziell noch nicht begonnen hat. Die Bauarbeiter sind bei den letzten Umbauarbeiten, während in der offenen Küche in der Holzstube die Vorbereitungen für den Saisonstart laufen. Die Mutter der Hüttenwirtin Laura schneidet Frittaten, Jeremy bereitet mit einer Mitarbeiterin Serviettenknödel zu.
Laura und Jeremy sind seit 2024 die Hüttenwirte im Riemannhaus. Die beiden Allgäuer waren in ihren früheren Berufen nicht mehr glücklich und haben sich für die Tätigkeit auf der Hütte entschieden. „Ich schätze das beeindruckende Panorama hier und freue mich auf die Gäste“, erzählt Laura. Die Speisekarte halten sie bewusst einfach, dafür punkten sie mit viel Selbstgemachtem und regionalen Köstlichkeiten. «Unsere kleine Karte bietet regionale Spezialitäten wie Knödel oder Kaiserschmarren und ein wechselndes Tagesgericht», erklärt Jeremy. «Für etwas Heimatbezug heißt bei uns die Frittatensuppe Flädlesuppe», schmunzelt er. Insgesamt gibt es auf der Hütte knapp 80 Schlafplätze, von ein paar wenigen Zweibettzimmern bis zu Mehrbettzimmern und Matratzenlagern. In der Hochsaison sind neben den Hüttenwirten bis zu neun Mitarbeitende im Einsatz.
Umfangreiche Sanierung
Das Riemannhaus wurde in den letzten zwei Jahren aufwändig generalsaniert. Für diesen umfangreichen und komplizierten Umbau waren einige Helikopterflüge und unzählige Auf- und Abstiege der Arbeiter*innen notwendig. Das harmonische Zusammenspiel von historischer Substanz und neu errichteten Bauteilen wird dabei besonders deutlich. Für eine gemütliche Atmosphäre sorgt das viele Holz. „Es war uns sehr wichtig, die Elemente der früheren Hütte weiterhin spür-und erlebbar zu machen“, erklärt Gerhard Steger, Geschäftsführer des ausführenden Baubetriebs Steger Bautauf. So wurde im Stiegenhaus die original erhaltene Fassade bewusst sichtbar gehalten. Ein besonderer Blickfang ist dort ein künstlerisch in den Beton eingearbeitetes Edelweiß.

Eine Herausforderung in dieser Höhe ist die Wasserversorgung. „Da keine eigene Quelle vorhanden ist, wird das benötigte Wasser aus Schmelz- und Regenwasser gesammelt, gefiltert und aufbereitet“, erklärt der Hüttenwirt Jeremy. Um so gut wie möglich Wasser zu sparen, gibt es auf dem Riemannhaus keine Duschen, sondern einfache Waschräume. Außerdem sorgt eine Photovoltaikanlage für nachhaltige Energie.
Wandermöglichkeiten in der Umgebung
Vom Riemannhaus blicken wir beeindruckt auf die umliegenden Gipfel. Der besonders markante Sommerstein ist in etwa einer halben Stunde erreichbar. Für eine außergewöhnliche Weitsicht sorgen der Gipfel des Breithorn oder der Wurmkogel bzw. die Schönfeldspitze auf der anderen Seite. Wer auf Alpenüberquerung ist – etwa vom Königssee zu den Drei Zinnen – macht hier gern Station und bekommt nicht selten Gämse zu Gesicht.

Uns reicht fürs Erste jedoch die Wanderung zum Riemannhaus. Gestärkt von Lauras und Jeremys Köstlichkeiten brechen wir auf zum Abstieg. Die reizenden Gipfel rund um das Riemannhaus nehmen wir uns für das nächste Mal vor.
Das Riemannhaus ist von Mitte Juni bis Ende September täglich geöffnet.
Weitere Informationen: https://riemannhaus-maria-alm.at/